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Fotos: Andy Radolf
Interview mit Christoph Heinz
Christoph Heinz ist der Sonnyboy
im ÖM-Fahrerlager. Um Chris mal sauer anzutreffen muss schon arg was
schief gelaufen sein und das ist selten, und das obwohl die letzten 2 Jahre
eher schlecht als recht verlaufen sind. An den Start geht Chris in der
heurigen Open ÖM Saison übrigens mit einer 250er 4-Takt. Chris:"Den
meisten Fahrern hängen nach 10 Minuten eh die Zungen raus und Rauchi
hat uns in Imbach gezeigt wie schnell man mit einer Serien 250er fahren
kann." Ja, Imbach und Rauchi und Jessica's Serien 250er Husky ... hmmm,
das ist eine eigene Geschichte. War schon hart damals. Chris:"Rauchi ist
aber auch eine Klasse für sich, ein ausgezeichneter Techniker."
Wir haben Chris vor Kurzem
angekabelt, ääääh gefunkt natürlich, was er sich
für heuer erwartet denn es stand ja auch den Winter über ein
Teamwechsel bevor. Kris Rosenberger kennt Heinz schon sehr lange. Christoph:"Da
habe ich noch in die Windel gesch.... hat mich Kris Rosenberger schon gekannt."
Die Formalitäten für die heurige Saison im Team Rosenberger waren
also schnell geklärt. Dennoch möchte Chris in kleinen Schritten
denken. Chris:"Wenn ich am Ende der 2017er Saison dort bin wo ich Anfang
2015 gestanden bin wäre ich schon sehr zufrieden." Aber lest selbst
...
2015,
2016 ... Jahre des Pechs, Verletzungen, Enttäuschungen ...
Chris, du bist ja die
letzten Jahre etwas vom Pech verfolgt gewesen könnte man sagen, oder?
Chris schmunzelnd:"Ja, gewaltig."
:-)
Was ist denn da alles
passiert?
Chris:"2015 hatte ich die
Gelegenheit mit Sasa Josipovic und Ronni Grosskopf wieder mehr zusammen
zu arbeiten, sozusagen das alte Benzinbrüder-Team etwas wieder zu
beleben. Dazu kam der Umstieg auf Husqvarna und das hat mich alles mächtig
motiviert. Anfangs war ich dann aber zu zaghaft und kam erst Mitte des
Jahres so richtig in Fahrt. Leider habe
ich mich dann aber in Seitenstetten beim Auner 2-Takt Race schlimm verletzt,
quasi mein ganzes Knie zerstört. Das 2015er Jahr war somit gelaufen
und ich begann mich auf das 2016er Jahr zu konzentrieren. Im Training zum
2016er Jahr habe ich mir selbst zuviel Druck gemacht, zuviel mit der Brechstange
gearbeitet. In Paldau ist es dann beim Opener noch dazu richtig schlecht
gelaufen. In Sittendorf habe ich dafür mit dem 4.ten Platz ein super
Ergebnis erzielt. In Imbach dann hat es mich nach gewonnenem Start nach
nur 2-3 Runden bei einem Sturz wieder voll auf den Fuss draufgehaut und
es ist mir abermals das Kreuzband gerissen. Man sieht jetzt zwar auf dem
MR-Bild dass ich noch ein Kreuzband habe aber das im Grunde genommen nicht
mehr richtig vorhanden ist. Man kann sich das vorstellen wie ein Kabel
wo zwar die Hülle da ist aber innen die Litzen gerissen sind."
2016
zu schnelles Comeback gestartet
Chris:"Ich versuchte dann
nach der Verletzung so schnell wie möglich zurück zu kommen aber
es ist dann alles ziemlich turbulent geworden. Ich machte mir wieder zuviel
Druck. In Nursch und Guntersdorf bin ich dann zwar gefahren aber habe mir
in einer Rille in Guntersdorf nochmals den Fuss beleidigt und war danach
so ängstlich im Kopf beim Fahren dass ich mich entschloss mich jetzt
vorerst mal komplett auszukurieren und erst dann wieder aufs Motorrad zu
steigen wenn ich wieder 100%ig fit bin. Ab November habe ich dann gezielt
darauf hingearbeitet mein Knie ohne OP auszukurieren. Das hat eigentlich
gut funktioniert und ich versuche nun vollkommen ohne Druck ins neue Jahr
zu gehen."
Wie hat sich das mit dem
Teamwechsel zu Kris Rosenberger ergeben?
Chris:"Das
hat sich schon Mitte vorigen Jahres angebahnt. Gerhard (Damianik) hat hin
und wieder angedeutet dass er etwas mit dem Team zurückschrauben möchte,
für mich war aber klar dass ich trotzdem auf Husqvarna weiter fahren
möchte da ich mit dem Motorrad sehr zufrieden war. Kris kennt
mich ja schon seit ich in die Windelhosen gesch .. habe und da ich dann
einen Husqvarna-Händler gesucht habe hat sich das gut ergeben. Ich
habe bei ihm angefragt ob Interesse besteht und nach dem ersten Telefonat
habe ich schon gewusst dass das was wird. Unser Gespräch war irrsinnig
entspannt. Er hat sich alles angehört wie es mir die letzten 2 Jahre
ergangen ist und weiß natürlich dass ich auf dem Weg zurück
bin, das unterstützt er auch so. Er hat kein grosses Team, möchte
es lieber klein aber fein machen hat er gesagt. Ausser mir ist deswegen
auch nur Endurofahrer Patrick Neisser im Team von Kris Rosenberger. Ich
habe derzeit auch nur Leute um mich die ich schon lange kenne und die mich
schon lange unterstützen, das gibt mir Rückhalt."
Hast du seine Oldtimer-Sammlung
schon gesehen? Bist schon ein paar gefahren?
Chris:"Ich bin schon durch
Roland Düringer in Kontakt mit solchen hochwertigen Oldtimern gekommen
und kenne die Szene dadurch schon eine Zeit. Wenn man Oldtimer sieht wo
Jeff Emig schon drauf gesessen ist, ist das natürlich toll. Kris ist
in diesem Bereich auch ein richtiger Spinner, er putzt die Motorräder
auf Hochglanz, das ist ein Wahnsinn."
So
a 500er reisst an ...
Hat er dich schon fahren
lassen?
Chris:"Einen Oldtimer von
Chris noch nicht, aber das wird sicher kommen. Das älteste Motorrad
das ich gefahren bin war mal eine 500er Honda CR von Ronni Grosskopf die
ich mit 13-14 Jahren gefahren bin. Die war so 1999 oder so. Ich habe mich
gar nicht nachschalten getraut damals so hat die angerissen."
Chris:"Mein
Ziel ist kein Ziel"
Was erwartest du für
heuer?
Chris:"Von Kris her gibt
es keine Vorgabe, mein Ziel ist es kein Ziel zu haben. Ich habe mir für
heuer vorgenommen mir kein Ziel zu stecken denn jedes Mal wenn ich mir
ein Ziel gesteckt habe in den letzten Jahren ist das in die Hose gegangen.
Ich will heuer das Jahr verletzungsfrei rüberbringen, mich von Rennen
zu Rennen steigern und am Ende des Jahres dort sein wo ich mich Anfang
2015 befunden habe bevor ich mich verletzt habe. Also in den Top 5 Rängen.
Das wird natürlich nicht von heute auf morgen gehen, das habe ich
mittlerweile gelernt. Klar will man als Rennfahrer immer gewinnen aber
man muss hin und wieder etwas zurückstecken und dann ist weniger mehr."
Sponsoren sind gleich
geblieben?
Chris:"Bei den Sponsoren
bin ich glücklich dass ich so standhafte Leute hinter mir habe. Die
die mich in guten Zeiten unterstützt haben unterstützen mich
auch in schlechten Zeiten. Es ist schön dass die voll dahinter stehen
hinter mir und es ist sogar ein bisschen mehr geworden."
Was war denn deine schönste
Saison oder Zeit die du bisher erlebt hast im MX-Sport?
Chris:"Es
waren eigentlich alle Saisonen sehr schön, da möchte ich keine
einzelne herausnehmen. Hmmm, ausser vielleicht meine letzte MX2 Saison
als ich beim letzten Rennen in Dechantskirchen aufs Podium fahren konnte.
Ich habe damals schon begonnen mit Sasa zu arbeiten. Das Jahr darauf in
der Open Klasse war auch nicht schlecht, ich habe mein Einstiegsjahr in
der Open ÖM gleich mit Platz 8 in der Gesamtwertung abgeschlossen,
das war schon toll."
Mit
Sasa, in guten wie in schlechten Zeiten
Mit Sasa arbeitest du
nach wie vor zusammen?
Chris:"Ja, darüber
bin ich sehr froh. Er sagte er hat mir in guten Zeiten geholfen und möchte
auch in schlechten Zeiten hinter mir stehen. Genau wie Ronni Grosskopf,
worüber ich mich sehr glücklich schätzen kann. Sasa hilft
mir nicht nur beim praktischen MX-Training, er hat mir auch Kontakt zu
einem neuen Konditionstrainer vermittelt der mich heuer betreut. Ich vertraue
ihm da blind, das ist ein umfassendes Gesamtpaket sozusagen dass ich mit
Sasa habe."
Mit
3 Jahren schon mit Roland Düringer auf der Trial rumgedüst
Wie bist du denn zum MX
gekommen?
Chris:"Das hat sich ergeben
als Roland Düringer das Haus neben uns gekauft hat. Ich war damals
3 Jahre alt. Roland hatte ein Trialmotorrad mit dem er immer herumfuhr
und da bin ich öfters mitgefahren. Ich habe ihn mal gefragt ob es
sowas auch für Kinder gibt und an meinem 6.ten Geburtstag ist er dann
mit einer 50ccm Malaguti daher gekommen. Seitdem hat es angefangen. Eine
Zeit lang bin ich bei uns in der Wiese im Kreis gefahren, Roland machte
dann eine richtig gute MX-Strecke auf seinem Grund und da bin ich dann
sehr viel gefahren."
Gibt es Roland's MX-Strecke
noch?
Chris:"Die grosse von Roland
leider nicht mehr, aber ich habe selbst eine gar nicht so kleine MX-Strecke
gebaut. Im Wald nebenan haben wir auch noch eine ziemlich grosse Endurorunde,
das ist alles quasi direkt vor meiner Haustür, ich kann mit dem Bike
aus der Garage direkt auf die Strecke fahren."
Einstieg
in MX und schon Auner-Cup, Junioren-ÖM ... dort wo die Schnellen sind
Wie war denn dein Einstieg
in den Rennsport?
Chris:"Als Kind bin ich
kaum Rennen gefahren, auch weil fast keiner Zeit gehabt hat mit mir wohin
zu fahren. Hin und wieder nur mit Roland falls der mal auf ein Rennen gefahren
ist und mich mitgenommen hat. Angefangen hat es dann erst mit 16 mit einer
125er wo ich gewusst habe dass ich jetzt Rennen fahren möchte. Wie
ich dann selbst den Führerschein gehabt habe bin ich dann zwar spät
aber quasi fix in den Rennsport eingestiegen. Die Serien waren NÖ-Cup,
Auner Cup und auch Junioren ÖM. Ich habe mir auch immer Serien ausgesucht
wo schnelle Fahrer am Start waren."
Hattest du damals Ziele
oder Träume Richtung WM?
Chris:"Das hat natürlich
jeder. Für mich als Späteinsteiger war es aber vorerst mal wichtig
in der ÖM vorne bei der Musik dabei zu sein als mich international
zu orientieren."
Alter: 26
Wohnt: nähe
von St. Pölten, Kasten bei Böheimkirchen
Hackelt bei:
Cosmic Sondermaschinenbau
Wer ist dein bester Kumpel
im ÖM-Fahrerlager?
Chris:"Ich verstehe mich
mit allen gut. Dankbar bin ich über meinen Freund Rene Weingartner
der mit mir als Mechaniker überall dabei ist. Und dann, hmmm, ja Karner
Philipp. Philipp und ich waren früher viel gemeinsam unterwegs, in
Italien trainieren und so. Ich habe mir von Philipp auch viel abschauen
können da er technisch immer der bessere Fahrer war oder noch immer
ist, aber er ist halt ein fauler H... :-) (Chris haut sich dabei voll ab).
Ich bin halt der fleissigere Arbeiter, Philipp war immer der schnellere
Fahrer. Man hilft sich gegenseitig an der Strecke und wir verabreden uns
am Wochenende zum MX-Training nach wie vor um unsere Runden runter zu drehen."
Du setzt die 250er Husky
in der Open ÖM Klasse ein? Ist der Motor getuned?
Chris:"Der Motor ist Standard
und hat ausreichend Leistung. Auf meinem Weg zurück zu alter Stärke
habe ich mich für die Kleine entschieden, ich glaube die ist besser
für mich weil wenn man nicht 100%ig fit ist wird man schnell Passagier
auf einer 450er. Den meisten hängen nach 10 Minuten die Zungen raus
weil einem das Motorrad so hernimmt." :-)
Ok, dann wollen wir mal schauen
wie Chris Heinz heuer mit der Kleinen die Grossen ärgert, oder ärgern
kann. Jeder Weg zurück ist hart und es wäre schön ihn bald
wieder in Top 5 Platzierungen zu sehen ;-)
Deine
Sponsoren?
Chris:"Husqvarna Österreich,
Rosenberger Motors, Track Attack, Hotel Orient und Eden Bar, Cosmic, Auner
Fredi Gottseidank gibt's ihm, Scott, Alpinestars, Getränke Lichtenegger,
SMBD Designs, Neo Clean, Bel Ray, Bridgestone, Thor von Martin Schrittwieser,
Bell Helmets."
Eden Bar???
;-)
Chris:"Ja, Hr. Schimanko
ist quasi mein Hauptsponsor, ist auch sehr motorsportbegeistert und wie
ein Bruder für mich. Er wohnt auch gleich neben mir, ist auch mein
Nachbar."
Besonderer Dank?
Chris:"Besonderer Dank an
Sasa Josipovic, Ronni Grosskopf und Roland Düringer, ohne die wäre
ich nie dort wo ich jetzt bin. Sowie Heinz Rüdiger Schimanko, mein
Mechaniker Rene Weingartner, Alfred Müller, Kris Rosenberger und meinen
Eltern."
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