Interview mit Philipp Ringhofer
Text: Andy Radolf / Fotos: Heti 

Interview zum Rücktritt von Philipp Ringhofer 

Philipp Ringo Ringhofer war vor etlichen Jahren, als wir alle noch etwas jünger waren, eines der hoffnungsvollsten österreichischen Talente welches man einen Sprung in die WM zugetraut hätte. Hätte er diese verflixte Saison mit den beiden schweren Verletzungen in seinem Jacky Martens Jahr nicht gehabt hätte er gute Chancen gehabt nun mit Paulin, Frossard und den anderen Jungs mit denen er damals in der WM gefahren ist, nun in der WM mitzumischen. Heuer hat sich Philipp dazu entschlossen seinen MX-Helm was das aktive Rennfahren angeht an den Nagel zu hängen. 

Philipp, wieso der Entschluss mit dem aktiven MX-Sport aufzuhören? 
Philipp:"Viele sagen natürlich es sei zu früh aufzuhören zumal ich letztes Jahr unter den ersten 5 war aber es war mir letztendlich zu stressig, ich hatte kaum mehr Freizeit und um auf hohem Niveau in der ÖM mitfahren muss man sehr viel Zeit investieren. Um irgendwo in der Mitte des Feldes herumzufahren bin ich zu ehrgeizig. Also kam es zum Entschluss meine aktive MX-Karriere zu beenden." 

Du hast ja voriges Jahr schon überlegt aufzuhören, oder? 
Philipp:"Ja, richtig. Ich habe voriges Jahr schon mit diesem Gedanken gespielt, bin dann aber doch noch eine ganze Saison gefahren. Am Ende der 2014er Saison war ich dann aber so richtig ausgebrannt und froh dass es vorbei war. Ich habe mittlerweile auch in meinem Beruf immer mehr Verantwortung bekommen und so ist es jetzt auch schwer den Kopf bei der Sache zu haben. Und nur so zum Spass in der ÖM zu fahren, auf Platz 10 herum, da bin ich wie gesagt zu ehrgeizig." 

Wie gehts dir zur Zeit? 
Philipp:"Zur Zeit geht es mir voll gut. Ich mache auch Fahrtrainings und MX-Lehrgänge was von vielen Nachwuchsfahrern sehr gut angenommen wird. Es ist auch für mich ein Erfolgserlebnis die Rundenzeiten von meinen Trainingsteilnehmern zu drücken. Ich betreue auch einen 16-jährigen etwas intensiver, das ist Thomas Windisch, der seit ich ihn trainiere enorm zugelegt hat. Im Vorjahr hat er sich für das erste auner Cup Rennen in Paldau nicht mal qualifiziert, beim letzten auner Cup Rennen in Kirchschlag wurde er dann trotz einer Verletzungspause im Sommer hervorragender 7.ter. Das ist eine enorme Steigerung welche ihn aber auch mich sehr gefreut hat." 

Was sind deine schönsten Erinnerungen an deine MX-Karriere? 
Philipp:"Das war die Zeit mit Ronni Grosskopf wie ich Meister geworden bin. Das war auch die Zeit wie Stefan Resch mein Mechaniker war. Auch die Zeit als ich damals die Europameisterschaft gefahren bin war eine sehr schöne Zeit. Da war auch eine Top 3 Platzierung in der EM dabei, das war eines meiner schönsten MX-Jahre. Und dann auch noch als ich von Jacky Martens den Werksvertrag bekommen habe und für ihn fahren durfte. Leider hatte ich dann aber eine schlimme Verletzung und es fehlten die Ergebnisse. Auch als ich mit 16 Jahren den 125er auner Cup und den 125er Nachwuchspokal in einem Jahr gewinnen konnte war ein super Jahr für mich." 

Wie war das denn mit deiner Knieverletzung? 
Philipp:"Angefangen hat es 2004 als ich mir bei der EM in Asti das erste Mal das Kreuzband gerissen habe. Ich bin nicht einmal gestürzt, es hat sich nur mein Fuss in einer Spurrille gefangen. 2007 als ich im Jacky Martens Team fuhr hatte ich meine zweite schwere Verletzung vor dem Rennen in Valence, da habe ich mich an der Schulter verletzt. Danach bin ich im gleichen Jahr bei meinem Comeback EM-Rennen in Kroatien in der Qualy 3.ter geworden.  Bis zur 20.ten Minute lag ich im ersten Lauf auf Platz 3, bekam dann aber ein Lenkerpendeln, bin mit dem Fuss runtergestiegen und es waren wieder die Bänder ab. Dadurch hatte ich kein gutes Ergebnis in diesem Jahr und war danach sozusagen weg vom internationalen MX-Sport. Ich wünschte ich hätte danach noch eine zweite Chance bekommen aber auch dieses eine Jahr war eine schöne Erfahrung für mich." 

Was hast du in dieser Zeit bei Jacky Martens eigentlich am meisten gelernt? 
Philipp:"Hmmm, ... dass ich mich selber besser kennen gelernt habe vor allen Dingen. Aber mir fehlte auch noch viel Wissen in diesem Jahr. Wenn jemand solch eine Chance bekommt und mich um Rat fragen würde, würde ich ihm vor allen Dingen empfehlen dies nicht ohne jemand zu machen der einen begleitet, also nicht alleine nach Belgien zu fahren. Es war zeitweise sehr schwer für mich. Ich war noch nie vorher in einem internationalen Team und mir hat viel Wissen und Erfahrung gefehlt. Da braucht man ständig eine erfahrene Person an seiner Seite die einem motiviert usw. Alleine ist das ein sehr hartes Pflaster. Mir ist aufgefallen dass jeder schnelle Fahrer eine Person an seiner Seite hat, oft ein ehemaliger WM-Fahrer, der ihn betreut. Denn dem Teamchef selbst in solchen Teams ist das oft egal. Der Hersteller zahlt dort ein und das Team stellt dir ein perfekt vorbereitetes Motorrad vor die Nase. Wie du dich unter der Woche dann aber ernährst, trainierst usw. ist diesem meist egal. Da bist du eine Nr. und hast ein Ergebnis zu bringen. Das ist für Fahrer in jungen Jahren natürlich eine ungewohnte Situation und wenn man dann vielleicht nicht den richtigen Leuten vertraut wird es schwierig." 

Wäre das ein Gedanke dass du auch mal Teamchef wirst? 
Philipp:"Ich habe mit Kawasaki mal darüber gesprochen den österreichischen Kawa-Fahrern im Bereich Nachwuchs mit Rat und Tat zur Seite zu stehen aber ich denke dass die Einstellung vieler österreichischen Fahrer oft nicht richtig ist. Zu meiner Zeit z.B. habe ich immer mit schnellen Leuten trainiert, sehr viel mit Michi Staufer, Matthias Walkner, Kurt Machtlinger usw. Das hat mich extrem viel weiter gebracht, wir haben alle gegeneinander von uns gelernt. In Ungarn machen sie das jetzt auch so dass sich die schnellen Fahrer zum gemeinsamen Training verabreden. In Österreich habe ich eher den Eindruck dass ein schneller Fahrer zusammen packt wenn ein anderer schneller Fahrer zum Training auf die Strecke kommt. Man hat Angst dass sich der andere was abschauen könnte. Das bringt einem natürlich nicht weiter." 

In deiner Freizeit fährst du aber noch MX, oder? 
Philipp:"Ja, sicher. Ich war vorige Woche sogar 3 x trainieren. Aber es ist ein anderes Training, ich brauche keine Distanzen trainieren, trainiere dadurch auch viel lockerer und freier." 

Wie bist du eigentlich zum MX-Sport gekommen? 
Philipp:"In meiner Familie hat eigentlich keiner Kontakt zum Motorradsport gehabt. Als ich 6 Jahre alt war, war ich mit meinem Vater bei der ÖM in Kirchschlag zuschauen. Da hat mich mein Vater gefragt ob ich auch Motorrad fahren möchte, ich habe ihm natürlich geantwortet "Ja, sicher". Ein paar Tage später stand bei uns zuhause eine Malagutti im Garten mit der ich zuerst den Garten und danach die Wiesen bei uns im Ort umgegraben habe. Später bekam ich dann eine 50er KTM mit Schaltung, danach ging es schon auf die ersten Rennen zum Burgenland-Cup. Mit 14-15 Jahren konnte ich dann schon die  
85er ÖM gewinnen." 

Wer waren denn deine Vorbilder damals? 
Philipp:"Sigi Bauer, Ronni Grosskopf, Erwin Machtlinger aber auch viele junge Fahrer wie Michi Staufer etc. Ich machte auch einige MX-Lehrgänge von Sigi Bauer mit die mich sehr beeindruckten." 

Wer wird heuer Meister in der ÖM? (Die Frage stellten wir ihm vor dem Rennen in Paldau) 
Philipp:"Ich glaube die heurige Saison wird ähnlich wie die im Vorjahr ablaufen. Günter Schmidinger ist sehr stark und die Ruhe in Person. Pascal Rauchenecker wird zwar ein harter Gegner für ihn sein aber über die gesamte Saison hinweg wird Günter wahrscheinlich stärker sein. Lukas Neurauter hat aber ebenfalls wieder einen weiteren gewaltigen Step nach vorne gemacht meiner Meinung nach. Günter ist mental aber sehr stark, er weiss sein Motorrad geht gut und fährt die Rennen runter wie ein Uhrwerk, er ist sehr sicher auf dem Motorrad. Obermair darf man natürlich auch nicht vergessen. Michi Staufer darf man auch nicht unterschätzen, er ist auch noch sehr schnell." 

Wenn du zurück blickst auf deine Laufbahn, wem hast du am meisten zu verdanken? 
Philipp:"Ohne meine Eltern hätte ich das alles nicht erreicht, diesen habe ich sicher den grössten Teil zu verdanken. Den Rest habe ich Ronni Grosskopf zu verdanken, der hat bei mir den Feinschliff gemacht. Er war auch immer sehr ehrlich zu mir und hat mich auch öfters etwas härter angefasst, wenn ich seiner Meinung nach zu wenig trainiert habe. Ronni war da immer dahinter, ich habe ihm auch immer meine Werte vom Lauftraining geschickt usw." 

Das schönste Einzelergebnis? 
Philipp:"Das war Reutlingen 2006 wo ich in der EM 2.ter geworden bin. Vor mir war Joel Roelants, Dritter Frossard, 5.ter Paulin... alles Fahrer also die man jetzt in der WM sieht." 

Ist das komisch dass du die jetzt alle im Fernsehen siehst die damals mit dir Rennen gefahren sind? 
Philipp:"Ja, das ist echt ein seltsames Gefühl, die haben es alle geschafft aber die hatten damals auch schon alle ihre Betreuer die sie in allen Belangen unterstützt haben, mit ihnen die Strecken abgegangen sind usw. Ich komme jetzt wieder zu dem Punkt wo ich sagen muss ich wünschte ich hätte eine zweite Chance bekommen um mich einzuleben. Vielleicht hätte es nicht für ganz vorne gereicht aber zumindest für die eine oder andere Top 10 Platzierung in der WM um zu zeigen dass ich es doch kann. Das tut schon weh Paulin und Co. jetzt im Fernsehen zu sehen und zu denken dass ich mit diesen Fahrern eigentlich in die Höhe hätte wachsen können um dort zu sein wo sie jetzt sind. Ja, das ist halt ... schwer, auch weil bei uns ja nur KTM so richtig dahinter steht. Wenn ein Franzose gute Platzierungen zeigt findet dieser halt leichter Unterstützung bei Herstellern als ein Fahrer aus Österreich." 

Zum Schluss, wieviel tut es dir leid dass du aufhörst? 
Philipp:"Dass ich keine Rennen mehr fahre tut mir überhaupt nicht weh. Vom MX-Fahren komplett aufzuhören, das würde weh tun. Ich habe soviele andere Sportarten gemacht, ob Jet Ski oder MTB-Downhill ..., MX hat soviele Sachen, das gibt einem soviel Adrenalin, das könnte ich mir nicht mehr wegdenken.Kribbeln wird es bei mir sicher bei dem einen oder anderen Rennen aber das wird auch vergehen."