Interview mit Günter Schopohl - 10.12.2005
Text + Fotos: Andy Radolf

Günter & Hannes Schopohl sind absolute Unikate in der Enduro-ÖM-Szene wie man sie wohl selten findet. Trotz Günter's (drücken wir es mal vornehm aus;-) fortgeschrittenem Alter fährt er dem Nachwuchs in der offenen Klasse gewaltig um die Ohren und wurde heuer hinter Paul Schrank Vizestaatsmeister in der Enduro-ÖM. Würde sich Günter Schopohl (im Foto rechts, links ist sein Bruder Hannes) einen Hax'n brechen würde der Arzt sage und schreibe 39 Jahresringe auf Günters Knochen zählen können. Nicht schlecht für so einen alten Haudegen der noch lange nicht ans Aufhören denkt, oder? ;-) Aber Moment, gibt's da nicht noch einen zweiten Schopohl? Sein Bruder Hannes holte sich heuer in der kleinen Klasse E1 in der Enduro-ÖM den Meister-Titel mit einem hauchdünnen Vorsprung von nur 1 Pkt. vor Nikolas Stelzmüller. Spannender hätte diese Saison gar nicht verlaufen können. Da quält man sich mit seiner Mühle das ganze Jahr durchs Gebüsch und verliert dann im Falle von Stelzmüller die ÖM um nur einen mickrigen Punkt? 'Jop, so ist halt das Leben' wird sich Hannes wahrscheinlich gedacht haben. Naja, jedenfalls sind die Schopohls damit mit Sicherheit das schnellste Brüderpaar das sich auf Motorrädern gemeinsam durchs Gehölz kämpft.

Interview mit Günter Schopohl

Günter haben wir gerade an einem Freitag um 20 Uhr am Telefon erwischt wo er noch bei der Arbeit war. Aber keine Bange, nicht nur er sondern auch sein Bruder rackerte sich Freitag spätabends noch ab.

Günter, was hackelt ihr denn so spät noch was zum Aufschieben bis morgen oder Montag keine Zeit hat?
Günter:"Wir waren gerade noch mit dem Abladen von Holz beschäftigt. Hannes und ich haben eine gemeinsame Firma im Bereich Holzschlägerungshandel und im Winter immer sehr viel zu tun."


Günter Schopohl fährt wie auch Bruder Hannes für KTM Knopper

Echt? Ihr fährt nicht nur zusammen Enduro sondern hackelt auch noch zusammen in einer gemeinsamen Firma?
Günter:"Ja, wir verstehen uns sehr gut und so haben wir dann auch gemeinsam eine Firma gegründet wo ich mit einem Prozessor Bäume umschneide und Hannes diese dann auf den LKW auflädt und transportiert. Ich sitze den ganzen Tag im Prozessor, er im ganzen Tag im LKW. Wir haben speziell im Winter sehr viel zu tun weil zu dieser Zeit sehr viel Holz geschlägert wird. Wir kaufen meistens das Holz von den Waldbesitzern ab und beliefern dann Sägewerke jeder Grösse damit. Hin und wieder schlägern wir aber auch nur auf Auftrag für den Besitzer des Waldes."

Prozessor = So eine Art Rasenmäher für Bäume ;-) ... hat nix mit Computer zu tun ;-)

Das ist ja ein Superjob. Da seid ihr den ganzen Tag im Wald, habt frische Luft und könnt mit den Motorrädern im Wald herumglühen und wenn euch einer aufhält sagt ihr ihr seid berufsbedingt mit der KTM in den Wäldern unterwegs, oder? ;-)
Günter lacht:"Naja, so ist das nicht gerade. Ich sitze z.B.den ganzen Tag in meinem Prozessor in der Kabine und habe kaum Bewegung und mit der KTM durch den Wald zu holzen bleibt aufgrund der vielen Arbeit kaum Zeit. Aufgrund der wenigen Bewegung in der Kabine im Prozessor bin ich dann auch sehr froh über die Endurorennen im Sommer. Das ist sozusagen mein Ausgleich für den Bewegungsmangel bei der Arbeit im Winter. Wir haben nämlich im Sommer weniger Arbeit und da passt dies gut zusammen."

Von wo seid ihr beide überhaupt?
Günter:"Wir sind von Unzmarkt in der Steiermark. Das ist in der Nähe von Judenburg."

Wie alt seid ihr?
Günter:"Ich bin der ältere mit 39 Jahren, Hannes hat 36 Jahre am Buckel."

39! Und da wirst noch in der offenen Klasse der Enduro-ÖM Vizemeister hinter dem Schrank Pauli? Wie ist das wenn man den Jungen um die Ohren fährt?
Günter schmunzelnd:"Ganz lustig. Es ist eine echte Herausforderung mit dem motivierten Nachwuchs zu konkurrieren und natürlich auch schneller zu sein. Aber trotzdem ist für uns der Spassfaktor sehr wichtig. Wir fahren nicht nur zu den Rennen hin um zu gewinnen sondern auch um schöne Wochenenden zu verbringen. Bei mir ist z.B. immer meine Freundin dabei und wir haben im Team Knopper auch immer eine Menge Spass. Sagen wir es so, wir gewinnen auch an jedem Wochenende die Zeltwertung im Fahrerlager und sind auch beim Heimfahren die Letzten. Uns gefällt es einfach an den Rennwochenenden und der Spassfaktor ist uns sehr wichtig."

Welches Motorrad fährst du?
Günter:"Ich fahre eine KTM 300er EXC 2-Takt."

Ein 2-Takt 300er Biest im Wald?!
Günter:"Ja, es ist ganz witzig. Ich bin nämlich glaube ich der einzige der im Enduro mit 4-Takt angefangen und dann auf 2-Takt umgestiegen ist."

Wie ist es denn dazu gekommen?
Günter:"Ich bin bis vor 1,5 Jahren 4-Takter gefahren. Beim Endurofahren angefangen habe ich mit einer 510er Husky und bin dann auf eine 4-Takt KTM umgestiegen. Die Letzte war eine von Günter Knopper aufgetunte KTM 556er welche wirklich toll gelaufen ist. Blöderweise ist mir diese aber vor 1,5 Jahren leider gestohlen worden und ich bin dann auf eine 300er 2-Takt umgestiegen. Anfangs haben mich alle noch ausgelacht weil sie geglaubt haben ich spinne jetzt komplett aber nach 2 Monaten hat dann keiner mehr gelacht. Dank KTM wurde mein 300er Motor so modifiziert wie ich ihn haben wollte und ich es für richtig befunden haben und seitdem kann ich es mir kaum mehr vorstellen von diesem Motorrad wieder wegzugehen. Mein Motorrad ist eine 2004er Six Days (Modell 2005) und hat nun 200 Betriebsstunden oben. Ich komme aber mit dem Motor und dem Motorrad so gut zurecht dass ich auch im nächsten Jahr beabsichtige mit dem gleichen Motorrad die ganze nächste Saison zu bestreiten."

Never change a winning Bike kann man da wohl nur sagen, was? ;-)
Günter:"Ja, das Motorrad liegt mir einfach super und der Motor wurde seitens KTM genau so hingetrimmt wie ich ihn haben wollte. Ich bin ja doch etwas stärker und wiege 93 kg und so kann an bestimmten Stellen der Leistungskurve ein wenig Drehmoment nicht schaden." ;-)

Dein Bruder fährt eine 125er EXC?
Günter:"Ja, genau. Er fährt die 125er Berggemse von KTM und wird auch nächstes Jahr noch damit fahren. Im Juni/Juli soll dann die Enduroversion der 250er 4-Takt-Enduro von KTM auf den Markt kommen aber derzeit beabsichtigt er nicht zu wechseln."

Was bist du sonst noch neben der Enduro-ÖM heuer gefahren? Was waren deine grössten Erfolge oder bleibende Erinnerungen an deine heurige Saison?
Günter:"In der Enduro-EM bin ich heuer in der Gesamtwertung 17.ter geworden obwohl ich einen Lauf nicht gefahren bin, sonst wäre ich wahrscheinlich ca. 10.ter geworden. In der Orange Trophy bin ich nur 2 von 4 Läufen mitgefahren und trotzdem 5.ter in der Gesamtwertung geworden. Besonders gefreut hat mich aber auch dass ich beim Schalko Enduro Cup bei den 6-Stunden-Enduros in der Einzelwertung alle 4 Läufe gewinnen konnte."

6-Stunden-Enduro in der Einzelwertung? Wie ist denn das wenn einem nach ca. 1-2 Stunden die Zunge bis zum Tank runterhängt? :-)
Günter:"Es ist gar nicht so schlimm. Ich habe es mir viel ärger vorgestellt ;-) Mein erstes 6-Stunden-Enduro als Einzelfahrer überhaupt habe ich heuer am Anfang des Jahres bestritten als mir mein vorgesehener Teamkollege Petzi Bachler für das Rennen in Harmannschlag kurzerhand abgesagt hat. Da habe ich mir dann gedacht 'Fährst halt schön langsam als Einzelfahrer zwecks der Gaude mit'. Ich muss ehrlich sagen, nach ca. 1-2 Stunden ist man schon ziemlich ausgepumpt und nach 3-4 Stunden habe ich dann schon einen argen Knick in der Leistungskurve bekommen, da hatte ich einen argen Durchhänger für eine halbe Stunde wo ich nicht gewusst habe ob das normal ist was ich mir antue. Als ich dann aber kurz vor Schluss geführt habe und sogar als Einzelfahrer an zweiter Stelle in der Teamwertung gelegen bin mit der gleichen Rundenanzahl wie das führende Team hat mich gewaltig der Ehrgeiz gepackt. Ich bin die letzten beiden Runden sogar meine schnellsten Rundenzeiten gefahren und habe mich dann nach dem Sieg in Harmannschlag dazu entschlossen auch die anderen 3 Rennen zum Schalko Cup als Einzelfahrer zu starten welche ich auch alle gewonnen habe."

Ist das nicht irrsinnig hart 6 Stunden als Einzelfahrer zu fahren? Mich könnten die Zuseher wahrscheinlich nach 1 Stunde irgendwo im Wald zusammen'klaub'n.
Günter:"Es ist ein Zusammenspiel von Pushen und Relaxen. Es gibt Zeiten in den 6 Stunden wo du andrücken musst und dann wieder Zeitspannen wo du dich entspannen musst um auszuruhen. Ich kann das z.B. irrsinnig gut. Wenn es irgendwo leichte Streckenteile gibt kann ich mich gut ausrasten und relaxen. Es ist ganz witzig. Wir haben da mal auf der Universität in Wien verschiedene Leistungstests gemacht. 20 Top-Endurofahrer wurden dazu eingeladen und ich schnitt von den 20 Endurofahrern beim Ausdauer-Test als Drittschlechtester ab. Nur mein Bruder und noch einer waren schlechter wie ich bezüglich Ausdauer. Bei dem Reaktionstest sowie dem Kraft- und dem Geschicklichkeitstest war ich dann jeweils der Beste. Ich denke das ist der Schlüssel dazu wieso ich mit den 6-Stunden-Enduro's so gut zurecht komme. Wenn es z.B. schwierige Streckenabschnitte gibt die unmittelbar hinter uneinsehbaren Stellen liegen dann kann ich mich aufgrund meiner Reaktion sofort darauf einstellen und diese meistern."

Kommt euch im letzten Satz was bekannt vor? Vielleicht eine Ähnlichkeit an einer Stelle mit dem Michi Staufer Interview? ;-)

Wie hat denn deine Motorsport-Karriere überhaupt angefangen?
Günter:"Ich bin wie viele Enduro-Fahrer vorher Motocross gefahren. Von 1982 bis 86 bin ich sogar in der Nachwuchs 125er ÖM gefahren und war dort sehr gut unterwegs. Leider habe ich mich dann aber ziemlich kompliziert am Unterarm verletzt und musste den MX-Sport aufgeben. Ich bin dann von 1986 weg nur mehr Strassenmotorräder gefahren, zuerst eine Honda VFR 750, dann ab 1997 eine Honda CBR 900er die ich heute noch besitze. In dieser ganzen Zeit bin ich nie auf einem Offroad-Motorrad oben gesessen. Erst 1995 als das erste Mal das Hillclimbing in Rachau stattgefunden hat und mein Bruder sich eine Motocross für das Hillclimbing gekauft hat habe ich mich erstmals wieder auf ein Offroad-Motorrad gesetzt. Ende 1996 habe ich mir dann eine Enduro gekauft und bin mit einer Husky 510er im Rimato-Cup mitgefahren. 1998 habe ich die Amateur 4-Takt Klasse im Rimato-Cup gewonnen, 1999 die Profi-Klasse. Im Jahr 2000 bin ich dann in die Enduro-ÖM eingestiegen und habe diese Sportart ernsthaft zu betreiben angefangen."


Hannes Schopohl wurde heuer Enduro-Staatsmeister in der kleinen Klasse

Wann ist dein Bruder in die Enduro-ÖM eingestiegen?
Günter:"Das war 2003, also auch ziemlich spät. Hannes ist auch früher mit mir zusammen Motocross gefahren, damals noch auf einer 85er im Goldenen Band was die 85er ÖM war. Als ich mir damals 1986 die Hand gebrochen habe hat er aber ebenfalls aufgehört Motocross zu fahren. Er war damals noch zu jung um allein Motocross zu fahren, hatte natürlich in diesem Alter keinen Führerschein und hat sozusagen durch meine Verletzung mit aufgehört den MX-Sport zu betreiben."

Du und dein Bruder, ihr macht sehr viel gemeinsam. In jungen Jahren gemeinsam Motocross, dann gemeinsam Enduro und auch gemeinsam eine Firma ...
Günter:"Ja, wir verstehen uns sehr gut und warum sollen wir dann nicht gemeinsam alles zusammen machen. Jetzt wo du angerufen hast hätten wir z.B. gemeinsam zum Sängerverein gehen sollen. Wir sind nämlich beide auch im Sängerbund und singen gerne aber durch deinen Anruf ist jetzt nur mein Bruder hingegangen."

Wahnsinn!!!! Leute, lasst euch das mal durch den Kopf gehen! Die beiden sind ein absolutes Dream-Team!!! In dem Moment schiesst mir ein Gedanke in den Kopf wie die beiden Schopohl's nach einem gemeinsamen Enduro-Rennen gemeinsam auf dem Stockerl stehen und gemeinsam "We are the Champions" singen um danach gemeinsam nach Hause zu fahren um am Montag drauf gemeinsam in ihrer gemeinsamen Firma zu hackeln. Yeppp!!! Das sind wahre Brüder, da fährt die Eisenbahn drüber! Eines könnt ihr euch sicher sein. Solltet ihr irgendwann mal ein Problem mit einem der Brüder bekommen habt ihr garantiert auch ein Problem mit dem anderen der Beiden ;-)

Was steht denn nächstes Jahr für euch an?
Günter:"Wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall in der Enduro-EM fahren. Ob wir 2006 dann die Orange Trophy oder die ACC oder die Enduro-ÖM fahren werden ist noch offen. So wie es mit den Terminen passt."

Zum Schluss noch ein letzter Satz/Statement?
Günter:"Ich möchte mich gerne bei Günter Knopper von KFZ-Knopper danken der uns bei den Rennen immer bestens betreut. Und auch Shell Advance Austria für die Unterstützung in all den Jahren."

Text + Fotos: Andy Radolf