Text + Fotos: Andy Radolf
Günter
& Hannes Schopohl sind absolute Unikate in der Enduro-ÖM-Szene
wie man sie wohl selten findet. Trotz Günter's (drücken wir es
mal vornehm aus;-) fortgeschrittenem Alter fährt er dem Nachwuchs
in der offenen Klasse gewaltig um die Ohren und wurde heuer hinter Paul
Schrank Vizestaatsmeister in der Enduro-ÖM. Würde sich Günter
Schopohl (im Foto rechts, links ist sein Bruder Hannes) einen Hax'n brechen
würde der Arzt sage und schreibe 39 Jahresringe auf Günters Knochen
zählen können. Nicht schlecht für so einen alten Haudegen
der noch lange nicht ans Aufhören denkt, oder? ;-) Aber Moment, gibt's
da nicht noch einen zweiten Schopohl? Sein Bruder Hannes holte sich heuer
in der kleinen Klasse E1 in der Enduro-ÖM den Meister-Titel mit einem
hauchdünnen Vorsprung von nur 1 Pkt. vor Nikolas Stelzmüller.
Spannender hätte diese Saison gar nicht verlaufen können. Da
quält man sich mit seiner Mühle das ganze Jahr durchs Gebüsch
und verliert dann im Falle von Stelzmüller die ÖM um nur einen
mickrigen Punkt? 'Jop, so ist halt das Leben' wird sich Hannes wahrscheinlich
gedacht haben. Naja, jedenfalls sind die Schopohls damit mit Sicherheit
das schnellste Brüderpaar das sich auf Motorrädern gemeinsam
durchs Gehölz kämpft.
Interview mit
Günter Schopohl
Günter haben wir gerade
an einem Freitag um 20 Uhr am Telefon erwischt wo er noch bei der Arbeit
war. Aber keine Bange, nicht nur er sondern auch sein Bruder rackerte sich
Freitag spätabends noch ab.
Günter, was hackelt
ihr denn so spät noch was zum Aufschieben bis morgen oder Montag keine
Zeit hat?
Günter:"Wir
waren gerade noch mit dem Abladen von Holz beschäftigt. Hannes und
ich haben eine gemeinsame Firma im Bereich Holzschlägerungshandel
und im Winter immer sehr viel zu tun."
Günter Schopohl
fährt wie auch Bruder Hannes für KTM Knopper
Echt? Ihr fährt nicht
nur zusammen Enduro sondern hackelt auch noch zusammen in einer gemeinsamen
Firma?
Günter:"Ja,
wir verstehen uns sehr gut und so haben wir dann auch gemeinsam eine Firma
gegründet wo ich mit einem Prozessor Bäume umschneide und Hannes
diese dann auf den LKW auflädt und transportiert. Ich sitze den ganzen
Tag im Prozessor, er im ganzen Tag im LKW. Wir haben speziell im Winter
sehr viel zu tun weil zu dieser Zeit sehr viel Holz geschlägert wird.
Wir kaufen meistens das Holz von den Waldbesitzern ab und beliefern dann
Sägewerke jeder Grösse damit. Hin und wieder schlägern wir
aber auch nur auf Auftrag für den Besitzer des Waldes."
Prozessor =
So eine Art Rasenmäher für Bäume ;-) ... hat nix mit Computer
zu tun ;-)
Das ist ja ein Superjob.
Da seid ihr den ganzen Tag im Wald, habt frische Luft und könnt mit
den Motorrädern im Wald herumglühen und wenn euch einer aufhält
sagt ihr ihr seid berufsbedingt mit der KTM in den Wäldern unterwegs,
oder? ;-)
Günter lacht:"Naja,
so ist das nicht gerade. Ich sitze z.B.den ganzen Tag in meinem Prozessor
in der Kabine und habe kaum Bewegung und mit der KTM durch den Wald zu
holzen bleibt aufgrund der vielen Arbeit kaum Zeit. Aufgrund der wenigen
Bewegung in der Kabine im Prozessor bin ich dann auch sehr froh über
die Endurorennen im Sommer. Das ist sozusagen mein Ausgleich für den
Bewegungsmangel bei der Arbeit im Winter. Wir haben nämlich im Sommer
weniger Arbeit und da passt dies gut zusammen."
Von
wo seid ihr beide überhaupt?
Günter:"Wir
sind von Unzmarkt in der Steiermark. Das ist in der Nähe von Judenburg."
Wie alt seid ihr?
Günter:"Ich
bin der ältere mit 39 Jahren, Hannes hat 36 Jahre am Buckel."
39! Und da wirst noch
in der offenen Klasse der Enduro-ÖM Vizemeister hinter dem Schrank
Pauli? Wie ist das wenn man den Jungen um die Ohren fährt?
Günter schmunzelnd:"Ganz
lustig. Es ist eine echte Herausforderung mit dem motivierten Nachwuchs
zu konkurrieren und natürlich auch schneller zu sein. Aber trotzdem
ist für uns der Spassfaktor sehr wichtig. Wir fahren nicht nur zu
den Rennen hin um zu gewinnen sondern auch um schöne Wochenenden zu
verbringen. Bei mir ist z.B. immer meine Freundin dabei und wir haben im
Team Knopper auch immer eine Menge Spass. Sagen wir es so, wir gewinnen
auch an jedem Wochenende die Zeltwertung im Fahrerlager und sind auch beim
Heimfahren die Letzten. Uns gefällt es einfach an den Rennwochenenden
und der Spassfaktor ist uns sehr wichtig."
Welches Motorrad fährst
du?
Günter:"Ich
fahre eine KTM 300er EXC 2-Takt."
Ein 2-Takt 300er Biest
im Wald?!
Günter:"Ja,
es ist ganz witzig. Ich bin nämlich glaube ich der einzige der im
Enduro mit 4-Takt angefangen und dann auf 2-Takt umgestiegen ist."
Wie ist es denn dazu gekommen?
Günter:"Ich
bin bis vor 1,5 Jahren 4-Takter gefahren. Beim Endurofahren angefangen
habe ich mit einer 510er Husky und bin dann auf eine 4-Takt KTM umgestiegen.
Die Letzte war eine von Günter Knopper aufgetunte KTM 556er welche
wirklich toll gelaufen ist. Blöderweise ist mir diese aber vor 1,5
Jahren leider gestohlen worden und ich bin dann auf eine 300er 2-Takt umgestiegen.
Anfangs haben mich alle noch ausgelacht weil sie geglaubt haben ich spinne
jetzt komplett aber nach 2 Monaten hat dann keiner mehr gelacht. Dank KTM
wurde mein 300er Motor so modifiziert wie ich ihn haben wollte und ich
es für richtig befunden haben und seitdem kann ich es mir kaum mehr
vorstellen von diesem Motorrad wieder wegzugehen. Mein Motorrad ist eine
2004er Six Days (Modell 2005) und hat nun 200 Betriebsstunden oben. Ich
komme aber mit dem Motor und dem Motorrad so gut zurecht dass ich auch
im nächsten Jahr beabsichtige mit dem gleichen Motorrad die ganze
nächste Saison zu bestreiten."
Never
change a winning Bike kann man da wohl nur sagen, was? ;-)
Günter:"Ja,
das Motorrad liegt mir einfach super und der Motor wurde seitens KTM genau
so hingetrimmt wie ich ihn haben wollte. Ich bin ja doch etwas stärker
und wiege 93 kg und so kann an bestimmten Stellen der Leistungskurve ein
wenig Drehmoment nicht schaden." ;-)
Dein Bruder fährt
eine 125er EXC?
Günter:"Ja,
genau. Er fährt die 125er Berggemse von KTM und wird auch nächstes
Jahr noch damit fahren. Im Juni/Juli soll dann die Enduroversion der 250er
4-Takt-Enduro von KTM auf den Markt kommen aber derzeit beabsichtigt er
nicht zu wechseln."
Was bist du sonst noch
neben der Enduro-ÖM heuer gefahren? Was waren deine grössten
Erfolge oder bleibende Erinnerungen an deine heurige Saison?
Günter:"In der
Enduro-EM bin ich heuer in der Gesamtwertung 17.ter geworden obwohl ich
einen Lauf nicht gefahren bin, sonst wäre ich wahrscheinlich ca. 10.ter
geworden. In der Orange Trophy bin ich nur 2 von 4 Läufen mitgefahren
und trotzdem 5.ter in der Gesamtwertung geworden. Besonders gefreut hat
mich aber auch dass ich beim Schalko Enduro Cup bei den 6-Stunden-Enduros
in der Einzelwertung alle 4 Läufe gewinnen konnte."
6-Stunden-Enduro in der
Einzelwertung? Wie ist denn das wenn einem nach ca. 1-2 Stunden die Zunge
bis zum Tank runterhängt? :-)
Günter:"Es ist
gar nicht so schlimm. Ich habe es mir viel ärger vorgestellt ;-) Mein
erstes 6-Stunden-Enduro als Einzelfahrer überhaupt habe ich heuer
am Anfang des Jahres bestritten als mir mein vorgesehener Teamkollege Petzi
Bachler für das Rennen in Harmannschlag kurzerhand abgesagt hat. Da
habe ich mir dann gedacht 'Fährst halt schön langsam als Einzelfahrer
zwecks der Gaude mit'. Ich muss ehrlich sagen, nach ca. 1-2 Stunden
ist man schon ziemlich ausgepumpt und nach 3-4 Stunden habe ich dann schon
einen argen Knick in der Leistungskurve bekommen, da hatte ich einen argen
Durchhänger für eine halbe Stunde wo ich nicht gewusst habe ob
das normal ist was ich mir antue. Als ich dann aber kurz vor Schluss geführt
habe und sogar als Einzelfahrer an zweiter Stelle in der Teamwertung gelegen
bin mit der gleichen Rundenanzahl wie das führende Team hat mich gewaltig
der Ehrgeiz gepackt. Ich bin die letzten beiden Runden sogar meine schnellsten
Rundenzeiten gefahren und habe mich dann nach dem Sieg in Harmannschlag
dazu entschlossen auch die anderen 3 Rennen zum Schalko Cup als Einzelfahrer
zu starten welche ich auch alle gewonnen habe."
Ist das nicht irrsinnig
hart 6 Stunden als Einzelfahrer zu fahren? Mich könnten die Zuseher
wahrscheinlich nach 1 Stunde irgendwo im Wald zusammen'klaub'n.
Günter:"Es ist
ein Zusammenspiel von Pushen und Relaxen. Es gibt Zeiten in den 6 Stunden
wo du andrücken musst und dann wieder Zeitspannen wo du dich entspannen
musst um auszuruhen. Ich kann das z.B. irrsinnig gut. Wenn es irgendwo
leichte Streckenteile gibt kann ich mich gut ausrasten und relaxen. Es
ist ganz witzig. Wir haben da mal auf der Universität in Wien verschiedene
Leistungstests gemacht. 20 Top-Endurofahrer wurden dazu eingeladen und
ich schnitt von den 20 Endurofahrern beim Ausdauer-Test als Drittschlechtester
ab. Nur mein Bruder und noch einer waren schlechter wie ich bezüglich
Ausdauer. Bei dem Reaktionstest sowie dem Kraft- und dem Geschicklichkeitstest
war ich dann jeweils der Beste. Ich denke das ist der Schlüssel dazu
wieso ich mit den 6-Stunden-Enduro's so gut zurecht komme. Wenn es z.B.
schwierige Streckenabschnitte gibt die unmittelbar hinter uneinsehbaren
Stellen liegen dann kann ich mich aufgrund meiner Reaktion sofort darauf
einstellen und diese meistern."
Kommt euch
im letzten Satz was bekannt vor? Vielleicht eine Ähnlichkeit an einer
Stelle mit dem Michi Staufer Interview? ;-)
Wie hat denn deine Motorsport-Karriere
überhaupt angefangen?
Günter:"Ich
bin wie viele Enduro-Fahrer vorher Motocross gefahren. Von 1982 bis 86
bin ich sogar in der Nachwuchs 125er ÖM gefahren und war dort sehr
gut unterwegs. Leider habe ich mich dann aber ziemlich kompliziert am Unterarm
verletzt und musste den MX-Sport aufgeben. Ich bin dann von 1986 weg nur
mehr Strassenmotorräder gefahren, zuerst eine Honda VFR 750, dann
ab 1997 eine Honda CBR 900er die ich heute noch besitze. In dieser ganzen
Zeit bin ich nie auf einem Offroad-Motorrad oben gesessen. Erst 1995 als
das erste Mal das Hillclimbing in Rachau stattgefunden hat und mein Bruder
sich eine Motocross für das Hillclimbing gekauft hat habe ich mich
erstmals wieder auf ein Offroad-Motorrad gesetzt. Ende 1996 habe ich mir
dann eine Enduro gekauft und bin mit einer Husky 510er im Rimato-Cup mitgefahren.
1998 habe ich die Amateur 4-Takt Klasse im Rimato-Cup gewonnen, 1999 die
Profi-Klasse. Im Jahr 2000 bin ich dann in die Enduro-ÖM eingestiegen
und habe diese Sportart ernsthaft zu betreiben angefangen."
Hannes Schopohl wurde
heuer Enduro-Staatsmeister in der kleinen Klasse
Wann ist dein Bruder in
die Enduro-ÖM eingestiegen?
Günter:"Das
war 2003, also auch ziemlich spät. Hannes ist auch früher mit
mir zusammen Motocross gefahren, damals noch auf einer 85er im Goldenen
Band was die 85er ÖM war. Als ich mir damals 1986 die Hand gebrochen
habe hat er aber ebenfalls aufgehört Motocross zu fahren. Er war damals
noch zu jung um allein Motocross zu fahren, hatte natürlich in diesem
Alter keinen Führerschein und hat sozusagen durch meine Verletzung
mit aufgehört den MX-Sport zu betreiben."
Du und dein Bruder, ihr
macht sehr viel gemeinsam. In jungen Jahren gemeinsam Motocross, dann gemeinsam
Enduro und auch gemeinsam eine Firma ...
Günter:"Ja,
wir verstehen uns sehr gut und warum sollen wir dann nicht gemeinsam alles
zusammen machen. Jetzt wo du angerufen hast hätten wir z.B. gemeinsam
zum Sängerverein gehen sollen. Wir sind nämlich beide auch im
Sängerbund und singen gerne aber durch deinen Anruf ist jetzt nur
mein Bruder hingegangen."
Wahnsinn!!!!
Leute, lasst euch das mal durch den Kopf gehen! Die beiden sind ein absolutes
Dream-Team!!! In dem Moment schiesst mir ein Gedanke in den Kopf wie die
beiden Schopohl's nach einem gemeinsamen Enduro-Rennen gemeinsam auf dem
Stockerl stehen und gemeinsam "We are the Champions" singen um danach gemeinsam
nach Hause zu fahren um am Montag drauf gemeinsam in ihrer gemeinsamen
Firma zu hackeln. Yeppp!!! Das sind wahre Brüder, da fährt die
Eisenbahn drüber! Eines könnt ihr euch sicher sein. Solltet ihr
irgendwann mal ein Problem mit einem der Brüder bekommen habt ihr
garantiert auch ein Problem mit dem anderen der Beiden ;-)
Was steht denn nächstes
Jahr für euch an?
Günter:"Wir
werden nächstes Jahr auf jeden Fall in der Enduro-EM fahren. Ob wir
2006 dann die Orange Trophy oder die ACC oder die Enduro-ÖM fahren
werden ist noch offen. So wie es mit den Terminen passt."
Zum Schluss noch ein letzter
Satz/Statement?
Günter:"Ich
möchte mich gerne bei Günter Knopper von KFZ-Knopper
danken der uns bei den Rennen immer bestens betreut. Und auch Shell
Advance Austria für die Unterstützung in all
den Jahren."
Text + Fotos: Andy Radolf |