Test der neuen 2019er Kawasaki KX450 in Uddevalla, Schweden
Text: Philipp Buchegger, Andy Radolf 
Test-Rider: Philipp Buchegger 
 
Alles neu bei der KX450 2019 

Kawasaki lud uns Mitte Juni zum Pressetest der neuen 2019er KX450 nach Uddevalla, Schweden, um dem neuen grünen Biest auf den Zahn zu fühlen. Wir schickten unseren Test-Rider Philipp Buchegger in das Land der Elche der sich von der Kawa, wie auch von der WM-Strecke in Uddevalla, mächtig beeindruckt zeigte. Philipp:"Ich musste mir zu Mittag erst mal Mut anessen um auch noch die letzten beiden Table's clearen zu können die ich am Vormittag noch nicht so recht schaffte. So eine WM-Strecke hat es mächtig in sich, kann man mit unseren Strecken in Österreich nicht vergleichen. Aber die schnelle Strecke in Uddevalla war ideal um das neue grüne 2019er Biest ausfahren zu können." 

Kawasaki hat sich im Vorjahr mit Neuerungen bei der KX450 sehr zurückgehalten, umso stärker wurde das 2019er Modell nun neu designed, da blieb fast kein Stein auf dem anderen. Bis auf einige Plastikteile wurde die 2019er komplett neu gestaltet. Neuer Rahmen, neuer Motor, neues Fahrwerk etc. etc. Von der Luftgabel hat man sich auch verabschiedet und setzt wieder auf ein mechanisches Öl-Federfahrwerk. Aber lassen wir Philipp selbst zu Wort kommen. 

Philipp:"Der Flug nach Schweden ging von Wien über Zürich nach Göteborg. Danach nochmals 1,5 Stunden Autofahrt bis ins Hotel von wo aus wir am Tag danach zur Strecke in Uddevalla fuhren. Die WM-Strecke in Uddevalla ist unglaublich beeindruckend, mit nichts zu vergleichen. Die Strecke war perfekt geschoben, an der Strecke befand sich auch ein riesiges Clubhaus mit Umkleidekabinen, Duschen und sonstigen Extras wovon man als Motocrosser eigentlich nur träumen kann. 

Die Journalisten bekamen jeweils den ganzen Tag über ihre eigene persönliche KX450 zur Verfügung gestellt welche sie den ganzen Tag über nutzen und neu setuppen konnten. Im Gegensatz zu anderen Tests, wo sich mehrere Journalisten ein Bike teilen müssen, war dies ein sehr grosser Vorteil. So konnte man sich reichlich Zeit nehmen und mit den Fahrwerk- und Mapping-Setup's herumprobieren. 

2019er mit E-Starter 
Wie schon andere 450er hat nun auch Kawasaki der "Grossen" einen E-Starter verpasst. Was beim Drücken des Knopfs sofort auffällt ist dass dieser Starter sehr stark konzipiert wurde. Der Motor springt beim ersten Zupfer sofort an, es scheint als warte sie nur darauf von mir endlich gefahren zu werden ;-) 

Rahmen, Fahrwerk, Geometrie 
Was einem sofort nach dem Aufsteigen auffällt ist die noch flachere Sitzbank welche mit dem Tank quasi in einer Linie verläuft. Dadurch ergibt sich eine extrem grosse Bewegungsfreiheit. Der neue Rahmen und die neue Geometrie machen die 2019er KX450 auch noch agiler als es die Vorgängerversion schon war. Das Bike fällt richtig in enge Kurven rein und lässt sich super aus Anliegern rauszirkeln.  

2019 wieder Öl-Federfahrwerk
In der 2019er setzt Kawasaki auch wieder auf ein Öl-Federfahrwerk und nimmt Abschied von dem Luftfahrwerk welches für so manches graues Haar bei Hobbyfahrern sorgte. Es wird die Hobbycrosser sicher freuen dass Kawa hier wieder auf ein mechanisches Fahrwerk zurück ging. So mancher Hobbycrosser war mit der Abstimmung der Luftgabel einfach überfordert, hier hat es Kawa zu gut gemeint. Die Gabel, wie auch der Dämpfer, arbeiten extrem gut. Auch bei den Mega-Jumps in Uddevalla bringt man es kaum an die Grenzen. Die Mega-Jumps in Uddevalla sind übrigens ein eigenes Kapitel für sich. Ich habe mich ehrlich gesagt erst nach dem Mittagessen am Nachmittag drüber getraut und ich glaube ich bin mein ganzes Leben lang noch nie soweit gesprungen wie bei den langen Jumps in Uddevalla. Es ist eine eigene Herausforderung bei welchem aber einem die KX450 schon bei der Anfahrt zum Sprung ein enormes Selbstvertrauen gibt. Das Bike liegt bei diesen langen Sprüngen auch sehr neutral in der Luft. Man segelt zwar ewig dahin, und das in grosser Höhe, aber die KX450 liegt in der Luft genau so gut und neutral wie am Boden.  

Am Nachmittag war die Strecke dann auch schon etwas zerfahren und ich suchte mir extra etwas unruhigere Linien aus um das Fahrwerk zu testen. Speziell bei kantigen Brems- oder Beschleunigungswellen arbeitet das neue Showa-Fahrwerk perfekt. Showa hat sich mit diesem Öl-Federfahrwerk grösste Mühe gegeben und auch einige werksähnliche Komponenten verbaut. Gegenüber einem sehr gut eingestelltem Luftfahrwerk braucht sich das Showa Öl-Federfahrwerk also sicher nicht zu verstecken, ist meiner Meinung nach sogar deutlich überlegen. Es gibt kaum Rückstösse beim Fahrwerk und das Bike liegt dadurch sehr angenehm auf der Strecke. 

Motor mit 3,4 PS Mehrleistung, neue hydraulische Kupplung ... 
Der KX450er Motor hat Bumms, und zwar mächtigst. Das Mapping stellt man nach wie vor mit 3 Steckern schnell und umkompliziert um. Wer möchte kann sich optional noch den KX FI Calibration Kit, eine Art Pocket PC, leisten mit welchem man das Mapping komplett individuell konfigurieren kann. Standard ist der grüne Stecker, der weisse Stecker macht das Bike aggressiver, der schwarze Stecker die Motorcharakteristik sanfter was speziell bei rutschigen Bedingungen ein grosser Vorteil ist da man hier sehr viel Traktion auf den Boden bringt. Der Motor der neuen 2019er KX hat auch sagenhafte 3,4 PS mehr als das 2018er Modell. In Zusammenarbeit mit der neuen hydraulischen Kupplung lässt sich das Bike super aus engen Kurven rauskatapultieren und in sauberen Drifts um schnellere Kurven rausbeschleunigen. Eines vorweg, eine 450er ist eine 450er, besonders wenn Kawasaki draufsteht bedeutet das Kraft ohne Ende. Für eine Strecke wie Uddevalla ist die extreme Power der KX450 natürlich ein Traum. Man kann das Monster auf schnelleren Abschnitten mal richtig los lassen und hat einen unglaublichen Spass dabei. Mit solch einem Motorrad dann in eine langgezogene schnelle Kurve reinzustechen ist eine Erfahrung für sich. Je länger man fährt umso mehr wird man KX450 und Uddevalla süchtig ;-) 

Was mich beim Motor noch überrascht hat war dass dieser trotz seiner enormen Kraft extrem ruhig läuft, deutlich ruhiger als bei älteren KX450 Modellen. Die Motorleistung entfaltet sich auch sehr linear was es einfach macht mit soviel Power gut umgehen zu können. 
  
Luftfilter auf der Seite zu tauschen 
Dass bei der neuen KX450 der Luftfilter seitlich zu tauschen ist, ist ein grosser Vorteil. Man braucht so nicht mehr die Sitzbank runter zu nehmen und die Fuddlerei entfällt. Bei den Bremsen wurde vorne eine grosse 270mm Bremsscheibe verbaut welche super anspricht und sich sehr gut dosieren lässt. Hinten wurde die Bremsscheibe von 240 auf 250mm erhöht. 

Fazit: 
Was mir bei Kawasaki am meisten gefällt ist dass die Eingewöhnungsphasen sehr kurz sind. Schon nach wenigen Runden hat man ein sehr gutes Gefühl für das Motorrad. Kawasaki hat sehr lange gebraucht mit der Entscheidung der 450er einen E-Starter zu verpassen und ich bin froh dass sie dies nun getan haben. Auch die hydraulische Kupplung war sicher der richtige Schritt nach vorne. Alles in allem ist die KX450 ein perfektes Bike für den erfahrenen Hobby-Fahrer welches mit den verbauten Werkskomponenten in Motor und Fahrwerk sofort serienmässig in der ÖM eingesetzt werden könnte. 
 
Mehr Infos über die neue 2019er Kawasaki findet ihr auf www.kawasaki.at

 
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