Text:
Andy Radolf
Elektro-MTB's
von Fantic
Was macht man eigentlich wenn man nicht
MX fährt? An MX denken? MX schauen? Auf supercross.at surfen oder
Kondi-Training schinden für die kommenden Rennen? So gut wie jeder
Motocrosser fährt zum Training auch Mountainbike. Es ist einfach die
ideale Sportart um nicht nur die Muskeln und Ausdauer zu stählen sondern
auch ideal fürs Gleichgewichtstraining
usw. Es ist fast schon ein wenig wie Motocross, überhaupt dann wenn
es einen Hohlweg runter geht. Gerade das bergab bolzen macht ja eine Menge
Spass, ist dann quasi die Belohnung nach der Schinderei bergauf.
Das Fat Sport Modell
von Fantic mit den 4-Zoll Schlappen - Genau das Richtige für uns Crosser
Fat-Bikes
mit E-Motor, der Traum fürs Kondi-Training
Seit
Kurzem gibt es auf dem MTB-Markt Fat-Bikes mit E-Motoren. Diese sehen einfach
saugeil aus und kaum einer von uns konnte sich der Faszination dieser erwehren.
Beim Sportartikel-Händler um die Ecke sind wir schon im Vorjahr um
so ein Elektro Fat-Bike herum geschlichen wie Waldi um die Knackwurst.
Aber irgendein Fat-Bike kaufen? Vielleicht sogar ein No-Name Gerät
aus China? Irgendwie sahen uns die Elektro Fatbikes der Platzhirschen am
MTB-Markt nicht gerade wie das Gelbe vom Ei aus. Irgendwie hat man da das
Gefühl diese quetschen oft einen E-Motor in einen MTB-Rahmen rein.
Und ein E-Fatbike haben nicht mal die namhaften MTB-Hersteller im Programm.
Und preislich ... hmmmm, naja... sagen wir es mal so, preislich sind diese
dann oft höher als die Fantic Modelle angesiedelt und optisch nicht
gerade ein Hingucker.
Fantic
Fat-Bike "Fat Sport"
Durch Zufall stiessen wir dieses Jahr
auf die Marke Fantic. Früher eine Kultmarke im Bereich Trial- und
Offroadsport, stellt diese nun unter anderem auch Elektro MTB's her und
hat ein Elektro Fat-Bike im Sortiment
welches uns Motocrosser und Enduristen fast vom Hocker gehauen hat. Robert
Kocsil (Foto rechts), Geschäftsführer von Chilli-X welcher
diese Fantic Elektro MTB's verkauft:"Im Gegensatz zu anderen Herstellern
hat man bei Fantic ein hochwertiges Fahrrad quasi um den Motor herum konzipiert
und nicht umgekehrt. Die Komponenten auch im Bereich Scheibenbremsen etc.
sind sehr hochwertig. Man wollte bei Fantic den Elektro Fans unter den
MTB-Fahrern einfach das Beste anbieten was es auf dem Markt gibt und das
zu einem sehr annehmbaren Preisniveau welches oft niedriger als das von
der bestehenden Konkurrenz liegt."
Und es sieht einfach saugeil aus, das Fat
Sport Modell von Fantic mit Brose Motor, Avid Scheibenbremsen und dem fetten
4 Zoll Reifen hinten und vorne. Auch die anderen Elektro MTB Modelle von
Fantic geben was her aber das Fat Sport Modell von Fantic hat es uns auf
Anbieb angetan. Wir bekamen von Chilli-X 2 Elektro MTB-Modelle von Fantic
zum Test. Das Fat Sport Modell mit den 4-Zoll Reifen sowie ein XF2 Modell
mit 3 Zoll Reifen. Hier wollen wir euch unsere Eindrücke kurz beschreiben.
Unser 2.tes Testbike,
das XF2 Modell von Fantic, mit den schlankeren 3 Zoll Reifen
Technische
Daten, Akku, Leistungsstufen etc.
Beide
Bikes wiegen etwas über 21 kg und haben den neuesten Brose Motor verbaut
welcher durch den Zahnriemenantrieb absolut geräuschlos ist. Das Einzige
was man hört sind die rollenden Reifen. Während Motoren anderer
Hersteller, speziell die ältere Generation einer bestimmten weitverbreiteten
Marke, während des Fahrens ein singendes Geräusch abgeben gibt
der Brose Motor nicht mal ein minimalstes Geräusch ab.
Auf diese Geräuschlosigkeit hat Brose
als Motorenhersteller anscheinend extrem viel Wert gelegt und es hat sich
bezahlt gemacht. Brose stellt seit 50 Jahren E-Motoren her und produziert
laut Angaben von Fantic jährlich über 100 Millionen E-Motoren
für alle möglichen Produkte. Der Brose Motor hat auch einen unglaublichen
maximalen Drehmoment von 90 Nm und somit mehr als die E-Motoren der Konkurrenz.
Ausserdem ist er mit einem CNC gefrästen Alugehäuse ummantelt
und somit auch für den härteren Einsatz und schlammige Bedingungen
bestens geschützt.
Alle Fantic E-Bikes haben Li-Ionen Batterien
des namhaften Herstellers BMZ verbaut auf welche es 3 Jahre Garantie gibt.
Es ist der Einsatz von 2 Akkugrössen möglich, nämlich der
Standardakku mit 417 Wh und ein stärkerer Akku mit 630 Wh welcher
die Reichweite um 50 % erhöht. Die Kosten für einen Zweitakku
sind gar nicht mal so schlimm, diese betragen so zwischen 500 und 800 Euro,
je nachdem ob man sich für einen originalen oder Nachbau-Akku entscheidet.
Solch
ein zweiter Akku hätte bei ausgedehnteren MTB-Touren locker im Rucksack
Platz, vielleicht sogar hinter der Sattelstange...
Im Fat Sport Modell, dem Fat Bike, sind
hydraulische Avid Bremsen verbaut sowie eine Rock Shox Bluto Gabel vorne.
Die Scheibenbremse vorne hat 200mm Durchmesser, hinten 180 mm. Beide Testbikes,
das Fat Sport sowie das XF2, haben knapp je über 21 kg, also deutlich
weniger als so manche Konkurrenz in diesem Segment. Das Fatbike Sport hat
einen Reifendurchmesser von 26 Zoll, das XF2 MTB Modell 27,5 Zoll.
Beide Bikes verfügen über 3 verschiedene
Leistungsstufen welche man am Lenker auch während der Fahrt verändern
kann, aber keine Energierückgewinnung. Solch eine Energierückgewinnung
würde das Gewicht zu sehr erhöhen, das Bike noch teurer machen
und wird es für E-MTB's wahrscheinlich auch in Zukunft nicht so schnell
geben. Am Lenker ist auch ein grosses Display welches den Akku-Stand, kmh,
gefahrende km, gefahrene aktive Zeit sowie die derzeitige Leistungsstufe
und weitere Infos anzeigt
Die 3 Leistungsstufen sind für wenig
Unterstützung, Cruise, für maximale Reichweite, Tour, sowie maximale
Leistung und Spass, Sport, ausgelegt. Wir fuhren bei unseren Tests ausnahmslos
die Leistungsstufe Sport weil bei uns der Spass mit dem Bike im Vordergrund
stand und nicht die Reichweite.
Reichweite
- Wieviel Kilometer kommt man damit?
Die ersten beiden Leute welche uns auf
die Fantic E-Bikes angesprochen haben fragten uns sofort "Wieviel km kommt
man mit dem Akku???" Hmmm, irgendwie eine total unnütze Frage für
so ein Fatbike.
Es sollte eher lauten wie lange kann man
damit Spass haben. Niemand käme auf die Idee nach der KM-Leistung
von einer Hardenduro oder MX zu fragen. Genauso sehen wir das auch bei
den Fantic Fat-Bikes. Schliesslich wollen wir ja nicht von Graz nach Wien
radeln sondern einfach nur einige Stunden Spass haben.
Aber
ok, dennoch, Akku-Reichweite, hier unsere Erfahrung im realen Test
Fährt man normale Trails, wie man
sie auch mit einem MTB ohne Motor fahren würde, kommt man auf eine
reine Fahrzeit von etwas über 3 Stunden. Solche üblichen MTB-Trails
weisen immer wieder Bergauf- und Bergabpassagen auf wo man das E-Fatbike
oft nur rollt oder leicht antritt.
Zum Schluss des Test's schindeten wir die
beiden Bikes allerdings auch mal gewaltig bergauf bis die Akkuanzeige zu
blinken begann. Hier reichte der Akku etwas über 1 Stunde mit reinem
sehr steilen Bergauffahren. Der wenige Rest des Akku's, 2 blinkende Batteriesymbole,
reichte dann für die Heimfahrt auch noch aus. Die Fahrzeit insgesamt
lag damit bei diesem Härtetest, wo wir den Akku möglichst schnell
in die Knie zwingen wollten, also bei 1,5 Stunden. Man hat mit dem Standard-Akku
also sicher mal 1,5 bis 3 Stunden reinen
Fahrspass. Mit dem grösseren 630 Wh Akku kann somit eine reine Fahrzeit
von ca. 2,5 bis 5 Stunden erreicht werden. Das Laden eines komplett leeren
Akku's dauert ungefähr 3 Stunden, das Ladegerät hat in einem
Rucksack locker Platz, kann also auf längeren Touren problemlos mitgenommen
werden.
Erste
Fahreindrücke
Der erste Eindruck des Fat Sport ist gewaltig.
Der Lenker ist extrem breit, ähnlich einem MX-Lenker. Die Scheibenbremsen
arbeiteten selbst beim Heizen bergab von steilen Schotterstrassen perfekt
und waren nicht an ihre Grenzen zu bringen. Das Beste aber sind die breiten
4 Zoll Fatbike Reifen! Eine absolute Wucht, dämpfen besser und liegen
auch besser am Dirt an als jeder Reifen eines MX- oder Endurobikes. Dies
liegt einerseits an der Beschaffenheit des runden Fatbike Reifens aber
auch an dem wenigen Luftdruck darin, ca. 0,8 Bar. Ebenfalls trägt
das geringe Gewicht des Bikes dazu bei jeden Hohlweg bergab perfekt zu
meistern wie man es mit einer MX oder Enduro unmöglich machen könnte.
Man
drückt die dicken 4-Zoll Schlappen des Bikes richtiggehend in die
Anlieger rein wo sich diese quasi in die Rillen reinsaugen. Total ungewohnt,
echt komisch, aber es macht mächtig Spass. Auf Schotterstrassen bergab
merkt man dies am meisten. Die Auflagenfläche des 4 Zoll Fatbike Reifens
ist in den Kurven gegenüber eines MX- oder Enduroreifens um ein Vielfaches
grösser und dadurch natürlich auch besser. Es macht mächtig
Spass das Bike in den Kurven umzulegen sobald man mal Vertrauen darin gefunden
hat.
Leichte
Bergab- und Bergauf-Trails
Das Bolzen auf leichten Bergab- und Bergauf-Trails
macht mit so einem E-Fatbike am meisten Spass. Hier ist man kaum langsamer
als mit einer Hardenduro. Speziell technisch schwierige Sektionen meistert
man aufgrund des geringen Gewichts sehr unkompliziert. Ist man da mal im
Flow könnte es ewig so dahin gehen.
Auf steilen Bergaufpassagen unterstützt
der Brose Motor den Antrieb so als ob man mit einem normalen MTB in der
Ebene treten würde. Die Unterstützung des E-Motors hört
allerdings bei 25 kmh auf, das ist in Österreich gesetzlich so vorgeschrieben.
Aber es gibt eine Möglichkeit diese Drossel freizuschalten. Ist keine
grosse Hexerei und danach erfolgt die elektrische Unterstützung des
Motors auf bis zu 45 kmh oder sogar mehr.
Das XF2 E-MTB von Fantic mit den 3 Zoll
Reifen fährt sich schon anders als das Fat-Bike Modell, ist eher an
echtes MTB orientiert. Das Fat Sport mit 4-Zoll Reifen wird von uns MX'ern
und Enduristen sicher
bevorzugt werden. Man hat hier deutlich
mehr das Gefühl auf einem Offroad-Motorrad zu sitzen als auf einem
MTB. Bei dem XF2 hat man eher umgekehrt das Gefühl, hier hat man eher
das Gefühl auf einem MTB zu sitzen als auf einem Offroad-Motorrad.
Fazit
Die E-MTB's von Fantic, speziell das Fatbike
Modell Fat Sport, vermitteln unglaublichen Spass kombiniert mit Kondi-Training.
Wer sich richtig schinden will kann den Motor auf die kleinste Stufe stellen
oder auch komplett wegschalten. Wer Spass haben möchte schaltet ihn
im Sport-Modus dazu und es geht gewaltig die Post ab. Ein Kondi-Training
bleibt es trotzdem auf jeden Fall da es einfach nur die Trainingseinheit
verlängert, quasi die Muskelkraft je nach Leistungsstufe unterstützt.
Auch wird durch so ein Elektro MTB bei Ausfahrten der Radius extrem erhöht
und es sind dadurch auch sehr weite Touren möglich. Das Gleichgewichtstraining
usw. wird sicher genauso gut trainiert wie auf einem normalen MTB, da ist
kein Unterschied zu bemerken.
Was auffällt, die Fantic Elektro-MTB's
sind sehr hochwertig konstruiert und unterscheiden sich gegenüber
den Elektro MTB's anderer Hersteller schon vom optischen her, wirken einfach
robuster gebaut. Als ehemaliger Hersteller von Trial- und Offroadmotorrädern
gibt sich Fantic hier keine Blösse.
Das
Fatbike Fat Sport mit den 4 Zoll Reifen kostet Euro 3.690,-, das Modell
XF2 mit den 3 Zoll Reifen 3.390,-
Im Herbst bringt Fantic ein E-MTB speziell
für Downhill, ein Fully, raus welches jedem Downhiller wahrscheinlich
schlaflose Nächte bereiten wird solange er es nicht besitzt. Es soll
das absolute Parademodell von Fantic sein und ca. 4.500,- Euro kosten.
Klar
die Kosten schrecken auch etwas ab wenn man diese Preise mit normalen MTB's
in Vergleich stellt. Wir Motorsportler denken da sicher in anderen Kategorien.
Wer sich eine Enduro oder MX zwischen 7.000,- und 10.000,- Euro kauft und
den Aufwand, Nutzen im Vergleich zum Elektro-MTB stellt wo man den Sport
direkt von der Haustüre weg ausüben kann ... da ist solch ein
E-Fatbike fast schon ein Muss für jeden Crosser oder Enduristen fürs
regelmässige Kondi-Training.
Wer mal mit so einem Fantic Elektro Fatbike
von der Strasse in den Wald abgebogen ist möchte kaum mehr runter
von dem Gefährt.
Mehr Infos über die Fantic E-MTB's
gibt es auf www.chilli-x.com
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