Text:
Philipp Buchegger, Andy Radolf
Test-Rider: Philipp Buchegger
Die
neue CRF 250 ist eine Wucht, das sieht man auf den ersten Blick. Man muss
kein Blitzkneisser sein um zu erkennen dass Honda auch in der kleinen Klasse
wieder ganz vorne mitmischen möchte. Die Updates der kleinen 2018er
Honda MX sind enorm. Neuer Motor, in der Gabel Komponenten wie sie in der
WM vor einigen Jahren noch in Einsatz kamen, Titan-Tank, 2 komplette Auspuffe,
Leistungssteigerung von 9% gegenüber dem Vorjahres-Modell ... Hmmm,
Honda meint es wirklich ernst und uns Hobby-Crossern kann es nur recht
sein ein Fast-Werksgerät beim Rüberrücken der Scheine als
Gegenleistung zu bekommen ... Fällt einem eh so schon so schwer die
Scheine auszulassen wenn Schmidinger oder Reitbauer daran ziehen aber ok
... bei dieser Honda lässt man die Euro's sicher etwas leichter aus
weil ganz einfach der Gegenwert passt den man dafür bekommt ;-)
Philipp Buchegger jettete
für uns nach Rom, besichtigte so nebenbei den grössten europäischen
Honda-Händler und prügelte die 250er CRF am nächsten Tag
über die wunderschön angelegte Strecke in Ponte Sfondato. Philipp:"Was
mich neben dem Werks-Truck, den 12 neuen Test-CRF's die bereit standen
und der wahnsinnig agilen Honda am meisten beeindruckte war dass auch Tim
Gajser und Brian Bogers mit uns auf die Strecke fuhren. Ist schon
unglaublich wie die WM-Werksfahrer an einem vorbei zischen, da haben wir
Journalisten ziemlich alt ausgesehen aber ok, die beiden sind ja auch im
Feld der Besten der Welt anzutreffen..."
Philipp:"Yeeeeaaaaaaaahhhhhhh!!!!!!!!!!
Waaaahnsinnn!!!!!"
Motor, E-Starter, Titan-Tank,
Gabel ... alles neu bei der 2018er Honda CRF 250
Mit
dem 2018er CRF Modell möchte Honda eindeutig die Vorherrschaft in
der kleinen Klasse übernehmen und wenn man sich die extremen Weiterentwicklungen
gegenüber dem Vorjahresmodell ansieht sind sie auf dem Besten weg
dazu. Es ist übrigens die siebente Entwicklungsstufe von Honda im
CRF Bereich.
2018er Updates ...
Der neue 250er Murl hat
9% mehr an Spitzenleistung gegenüber dem Vorjahresmodell sowie einen
E-Starter verbaut. Das Chassis ist baugleich mit dem 450er Modell was auch
beweist wie schlank die 450er mittlerweile geworden sind. Die 49mm Showa
Gabel ist mit Stahlfedern ausgestattet, hier ist man von der Luftgabel
wieder weggegangen was beim blossen Gedanken ans Setup so manchem Hobby-Fahrer
jetzt wahrscheinlich einen Erleichterungsseufzer hervorlocken wird.
Mikio Uchiyama, Large
Project Leader (LPL) der 2018 CRF250R:"Das Unicam-Triebwerk wurde durch
einen neuen DOHC-Motor ersetzt der höher dreht und viel mehr Leistung
abgibt. Optimiertes Handling und verbesserte Traktion sind durch die Verwendung
des CRF450R Chassis sichergestellt. Die Entwicklung erfolgte unter direktem
Einfluss der HRC-Rennabteilung für eine
kompromisslos konkurrenzfähige Performance, die der 2018 CRF250R als
beeindruckendes Renngerät zu maximaler Konkurrenzfähigkeit und
Zuverlässigkeit verhilft.“
Man merkt es an der knackigen
Wortwahl von Mikio dass hiermit ein scharfes Samurai-Schwert geschaffen
worden ist und kein stumpfer Jaus'nfeidl und man seine Worte ernst nehmen
sollte da ihm hier nicht zu spassen ist.
Honda gibt an dass die neue
2018er CRF im direkten Praxisvergleich auf den ersten 30 m um 3,6 % besser
beschleunigt als das Vorgängermodell was bis zur ersten Kurve eine
ganze Motorradlänge oder mehr sein könnte. Der neue Rahmen für
die 250er, baugleich mit dem 450er Rahmen, soll auch für eine optimale
Zentralisierung und ein noch besseres Handling sorgen.
Der neue Motor hat ein um
2.000 Touren verbreitertes nutzbares Drehzahlband, die Maximaldrehzahl
wurde um 900 Touren erhöht. Besonders ab 8.500 Touren ist die Mehrleistung
deutlich spürbar. Das Bohrung Hub Verhältnis wurde von 76,8 x
53,8 auf 79 x 50,9 mm geändert, auch wurden die Titanventile grösser
dimensioniert, der Ventilhub erhöht sowie der Ventilwinkel auf 20,5 Grad
kompakter gestaltet, die Ventilfedern im Querschnitt oval gestaltet etc.
etc. Der neue Motor verfügt nun auch über getrennte Auslasskanäle
für 2 Krümmerrohre, die Enddämpfer sind näher zur Fahrzeugmitte
positioniert. Erstmals wird in einem Honda MX Motorrad auch ein Kastenkolben
verwendet welcher druck- und gegendruckseitig ungleich breite Laufflächen
aufweist. Die Kolben-Ölbohrungen wurden von 2 auf 4 erhöht um
Reibungsverluste zu reduzieren und die Kühlung zu verbessern.
Die neue H-Section Kurbelwelle
ist um 350g leichter. Der E-Starter wurde möglichst nahe am Massenschwerpunkt
platziert. Durch den E-Starter samt Batterie wird das Motorrad allerdings
um ca. 1 kg schwerer. Die Ölmenge beträgt nur mehr 1.250 cm3
und schmiert nun Kupplung und Getriebe gleichzeitig. Der Kupplungskorb
wurde überarbeitet und weist nun auf den beiden äusseren Scheiben
einen modifizierten Reibbelag auf. Das 5-Gang Getriebe wurde um 200 Gramm
leichter gefertigt. Die Getriebeabstufung zwischen 1.ten und 2.ten Gang
kürzer gestaltet, das Ritzel hinten um einen Zahn kürzer gestaltet
auf 48 Zähne.
An der linken Seite des Lenkers
kann man die 3 Mappings einstellen, Mode 1 ist dabei Standard, Mode 2 Smooth
und Mode 3 Aggressiv. Das eingestellte Mapping zeigt auch eine LED-Kontrollleuchte
an.
Noch nicht genug
der Feinheiten? Dann passt mal auf, es ist eine Quasi-Werksgabel drin verbaut
Chassis
Die Showa Gabel mit Stahlfedern
ist eine Variante der Showa-Kit Gabel wie sie in der japanischen MX Meisterschaft
und auch in der WM vor einigen Jahren noch erfolgreich eingesetzt wurde.
Die Alu-Schwinge ist jetzt um 220 g leichter. Wie auch die 450er besitzt
die 250er nun auch einen Titan Tank welcher nur etwas über 1 kg wiegt,
hier hat man über einen halben kg eingespart.
Der neue in 7.ter Generation
in der CRF Historie gefertigter Alu-Rahmen fällt um 340 g leichter
aus als beim Vorjahresmodell und unterscheidet sich erbeblich in der Geometrie
als beim 2017er Modell. Der Radstand ist um 3 mm kürzer, der Lenkkopfwinkel
beträgt nun 27,5 Grad, der Schwerpunkt ist um 1,4 mm niedriger. Der
Heckrahmen ist um 20 % leichter, die Sitzhöhe um 6 mm höher,
die Bodenfreiheit um 5 mm grösser. Das Gewicht mit leerem Tank beträgt
103,3 kg, vollgetankt 108,1 kg.
Als
Bremsanker fungiert eine WaveScheibe mit 260 mm Durchmesser auf welch
eine Zweikolben-Zange drückt. Am Hinterrad ist eine Scheibe mit 240
mm Durchmesser mit einer EinkolbenZange verbaut. Leichte AluminiumSpeichenfelgen
halten die ungefederten Massen so gering wie möglich. Serienmäßig
werden darauf Dunlop Geomax MX3S-Reifen aufgezogen um die Honda wie ein
Kaugummi in den Anliegern kleben zu lassen.
Aber jetzt endlich ...
der Praxis-Test
Philipp Buchegger:"Der
Test der neuen Honda CRF 250 fand auf einer Strecke in der Nähe von
Rom statt. Es war eine sehr schön angelegte Naturstrecke in einem
hügeligen Gebiet. Das Streckenlayout war in dem Gelände sehr
schön eingefügt mit vielen Auf- und Abfahrten und tollen Sprüngen.
Der Boden war eher hart, ähnlich unserem Boden in heimischen Gefilden.
Die Präsentation am Abend davor erfolgte beim europaweit grössten
Honda-Händler in Rom. Die Bude war unglaublich riesig, ging über
3 Stockwerke und das Geschäft mit Honda's jeder Sparte richtig vollgestopft.
Sogar ein eigener Fitnessraum für seine Fahrer war vorhanden, ebenfalls
ein Restaurant integriert. Mit dabei bei der Präsentation waren auch
die Honda Werksfahrer Tim Gajser, Brian Bogers und Calvin Vlaanderen.
Angekommen im Paradies,
Ponte Sfondato nähe Rom - Philipp:"Ich wü do nie mehr weg!!!!"
Der Honda sah man den Relaunch
auf den ersten Blick an. Was uns am meisten verwunderte waren die beiden
Auspuffe samt Krümmer aus dem Motorraum raus. Es war Jedem klar dass
dies auch mehr Leistung bringen musste und wir konnten es kaum erwarten
das Bike am nächsten Tag zu fahren.
Am nächsten Tag ging
es dann ziemlich zeitig in der Früh auf die Strecke. An der Strecke
war auch bereits der Honda WM Truck aufgebaut welcher mit dem Vorzelt fast
schon so gross wie ein Haus wirkte. Vor dem Truck standen 12 CRF 250er
bereit und jeder Journalist hatte insgesamt 4 Sessions zur Verfügung
um die Bikes zu testen. Alles an diesem Tag war wie immer von Honda wie
gewohnt perfekt organisiert.
Nach
einem kurzen Briefing ging es auf die Strecke. Mit dabei waren auch Gajser,
Bogers und Vlaanderen die es sich nicht nehmen liessen auch etliche Runden
abzuspulen.. Es war echt beeindruckend wie die an uns vorbei gezogen sind.
Man fühlt sich ja immer so wahnsinnig schnell wenn man auf die Tables
zusteuert aber wenn Gajser dann an einem vorbei fetzt weiß
man erst wer die richtig Schnellen sind ;-) Leider hat sich Bogers dann
im Laufe des Tages verletzt was uns dann im weiteren Verlauf etwas bedrückte.
Anscheinend kam er bei einem Sprung etwas zu kurz und brach sich dabei
den Knöchel. Mann, das ist echt blöd gelaufen für ihn und
ich wünsche ihm alles Gute.
Es gibt bei der neuen CRF
250 keinen E-Starter mehr, per Knopfdruck schnurrt der Motor an. Im Gegensatz
zur KTM muss man die Kupplung ziehen damit man das Motorrad mit dem E-Starter
starten kann. Es fällt einem sofort auf dass der Motor sehr leise
ist was MX-Streckenbetreiber sicher sehr freuen wird und unserem Sport
nur guttun kann.
Ebenfalls fällt einem
sofort die sehr flache Sitzbank der sehr flache Titan-Tank, und dass die
Spoiler nach vorne gedreht um sie schmäler zu machen, auf, sowie viele
andere Dinge. Sie unterscheidet sich auch optisch sehr von dem 2017er Modell
und wirkt sehr dynamisch aggressiv.
Was einem ebenfalls sofort
auf den ersten Metern auffällt ist dass es ein absolutes Allround-Motorrad
ist. Egal ob man Profi oder Einsteiger im MX-Sport ist, man fühlt
sich sofort sehr wohl drauf. Das Bike hat keine Ecken und Kanten aus fahrerischer
Sicht, man muss sich nicht erst lang an etwas gewöhnen. Sitzposition,
Lenker, Fussrastenposition etc. alles passt.
Philipp:"Wieso san
de WM-Fahrer beim Start so schnell?!?!?!?!!
In den ersten engen Kurven
besticht sie durch ein extremes Handling, sie fällt sehr gut in die
Kurven rein, ist extrem agil und hat mich in den schwierigen Sektionen
am meisten positiv überrascht. Aber auch in den langgezogenen Kurven
liegt sie sehr gut. Bei allen 4 Turns kam ich niemals in Gefahr dass das
Vorderrad wegrutscht oder sie in irgendeiner Situation bockig wirkte. Der
Schwerpunkt ist sehr gut verteilt, die Balance des Motorrades ist extrem
ruhig. Sie wirkte auch in technisch schwierigen Situationen weder front-
noch hecklastig.
Die
3 Mappings sind sehr leicht umzustellen. Man kann sogar während des
Betriebs das Mapping umstellen. Wir wurden nur vor dem Test angewiesen
den Leerlauf auszuwählen und die Motordrehzahl nach unten gehen zu
lassen bevor man im laufenden Betrieb das Mapping ändert. Durch die
Kontrollleuchte ist auch leicht feststellbar welches Mapping man ausgewählt
hat falls man sich mal vergewissern möchte. Bei den 3 Mappings hat
mir als 450er Fahrer das scharfe Mapping natürlich am Besten gefallen.
Dennoch hat sie auch in den anderen beiden Mappings (Standard und Smooth)
ein sehr schönes Drehzahlband.
Die Motorcharakteristik ist
sehr schön, sie dreht sehr schön rauf in den höheren Drehzahlbereich.
Es ist auch während des gesamten Drehzahlbandes kein Loch drin und
sie wird mit zunehmender Drehzahl sehr stark. Das Getriebe lässt sich
sehr gut schalten, da hatte Honda sowieso nie ein Problem.
Das Fahrwerk ist sehr gut,
die neue Stahlfeder Gabel arbeitet sehr schön. Das Weggehen vom Luftfahrwerk
war somit sicher kein Fehler. Ich finde es toll dass sich Honda getraut
hat diesen Schritt zu machen. Das Innenleben der Gabel besteht aber auch
aus feinsten Teilen, eigentlich sogar aus der WM-Werksgabel die man vor
2-3 Jahren noch in der WM eingesetzt hat. Besonders bemerkbar machte sich
dies bei schlampigen Absprüngen oder spitzen Löchern. Da streichelt
die Honda richtiggehend drüber. Was mir noch auffiel war dass der
Dunlop Reifen sehr gut zum Motorrad dazu passte, der hat richtig gehalten.
Alles in Allem, ein perfektes Motorrad, Honda ist hier ein echt grosser
Wurf gelungen."
Mehr Infos über die neue Honda
CRF 250 gibt es auf www.honda.at
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