Test der 2016er KXF 450 von Kawasaki in Maggiora, Italien
Text: Philipp Buchegger & Andy Radolf 

Carmichael, Stewart, Villopoto und viele mehr wurden schon von jungen Jahren an auf Kawasaki's zu den Helden geformt die sie später einmal werden sollten. Kein anderer Hersteller betreibt wahrscheinlich eine derartig erfolgreiche Nachwuchsarbeit in den USA wie Kawasaki. Belohnt wurde der Hersteller dafür mit sagenhaften 32 Supercross Titeln, mehr als jeder andere Hersteller bisher in dieser populären MX-Serie erreichen konnte. 

Die neue 2016er KXF 450 von Kawasaki

Für das 2016er Modelljahr hat man die KXF 450 kräftig erneuert, so gut wie kein Stein blieb auf dem Anderen. Neuer Rahmen, neuer Motor, neue Plastix, überarbeitetes Fahrwerk etc. sorgen dafür dass die neue 450er KXF nicht nur um 3,4 kg leichter als ihre Vorgängerversion ist sondern auch dass sie im 2016er Modelljahr bei den Hobbycrossern ganz weit oben auf der Wunschliste stehen wird. supercross.at Test-Rider Philipp Buchegger trat für uns auf Einladung von Kawasaki die Reise nach Maggiora an wo nicht nur eine perfekt geschobene WM-Strecke samt neuen KXF Bikes auf ihn wartete sondern auch ein besonderer Überraschungsgast der irgendwie Ryan Villopoto verdammt ähnlich sah... aber lassen wir ihn selbst davon erzählen...

Villopoto beim Kawa Test???
Philipp:"Die Anreise nach Maggiora gestaltete sich für mich dieses Mal sehr entspannt da ich die Gelegenheit nutzte von Vösendorf weg zum Flughafen Wien mit Alois Tjuric mitzufahren. Alois zeigte mir auch die Räumlichkeiten der Firma Moto GmbH welche ja schon seit Jahrzehnten Kawasaki in Österreich importiert.

Vom Flughafen Wien flogen wir dann nach Mailand und checkten dort ca. 15 Minuten vom Flughafen entfernt in ein echt schönes Hotel ein. Kurz nach dem Eintreffen ging es schon zum Abendessen und irgendwie fiel mir kurz nach dem Eintreffen immer wieder auf dass der Name Villopoto ziemlich oft fiel. Und tatsächlich!!! Ich staunte dann echt nicht schlecht als beim Abendessen plötzlich ein Kerl neben mir stand der auf seinem Handy rumwischte und Ryan Villopoto verdammt ähnlich sah. Der MX-Gott aus den USA!!! Reiter der grünen giftigen KXF-Raketen, mehrfacher SX-Titelgewinner, Superstar aus dem Cowboy-Land ... unglaublich, er stand einfach zwischen uns als ob es das Normalste der Welt wäre mal schnell mit Philipp Buchegger einen Happen essen zu gehen bevor es am nächsten Tag auf die Strecke geht. Mit Villopoto hatten wir Journalsiten übrigens auch am nächsten Tag, den eigentlichen Testtag, noch ausführlich Gelegenheit zu quatschen und er wurde in die Modellvorstellung von Kawasaki miteinbezogen. Echt ein komisches Gefühl wenn einem Villopoto höchstpersönlich die Neuerungen der KXF 450 erklärt :-) War echt cool die Sache!

Nach dem Abendessen ging es sehr zeitig ins Bett da am nächsten Tag um 7 Uhr bereits das Frühstück auf uns wartete. Ich löffelte also mit Villopoto um die Wette mein Müsli aus während der Fahrer des Busses, welcher uns Journalisten auf die Strecke brachte, bereits den Motor warm laufen liess.

Es gab dann in Maggiora am Vormittag für jeden Journalisten 3 Sessions zu je 20 Minuten mit der neuen KXF 450. Zu Mittag wurden uns die Neuheiten der neuen grünen Rakete in allen Details vorgestellt und es wurde dabei wie vorhin angesprochen sogar Ryan Villopoto in diese Pressekonferenz miteingebunden. Ryan hat uns Normalsterblichen viele Details der neuen 2016er KXF 450 erklärt und diese auch aus seiner persönlichen Sicht geschildert wo nun die Vorteile etc. liegen. Man konnte auch Fragen an ihn stellen welche er gerne beantwortete. Er machte einen enorm sympathischen Eindruck, ein typisch nkomplizierter Ami halt :-) Aber kommen wir zum eigentlichen Test der 2016er KXF 450, den Eindrücken die dieses Motorrad einem vermittelt.

Die Strecke in Maggiora war übrigens piekfein geschoben und bewässert, der ganze Tag war perfekt organisiert wie man es von Kawasaki gewohnt ist.

Erster Eindruck
Die neue KXF 450 sieht verdammt schnittig aus. Man hat fast ein komplett neues Bike erschaffen. Die Plastix sehen sehr schnittig und kantig aus und unterscheiden sich von den 2015er Plastix im grossen Umfang. So geht z.B. jetzt auch der Kühlerspoiler bis unter die Sitzbank. Die technischen Neuerungen machen sich auf den ersten Runden schnell bemerkbar. Kawasaki hat der 2016er 450er KXF einen neuen um 6 mm schmäleren Rahmen geschneidert. Die Kühler wurden etwas 
nach vorne geneigt sodass man die gleiche Kühlerfläche auf engerem Raum unterbringt. Der Tank wurde etwas verkleinert und mitsamt der Sitzbank etwas niedriger gestaltet um dem Fahrer mehr Bewegungsfreiheit auf dem Bike zu lassen. Der Lenker ist in 4 verschiedenen Positionen montierbar, die Fussrasten in 2 verschiedenen Positionen. Man kann somit die Sitzposition sehr gut auf sich abstimmen. Nach den ersten Runden machte sich Villopoto's Handschrift schon bemerkbar, es ist sicher die kräftigste und wendigste 450er Kawa die es jemals gab ...

Rahmen, Agilität
Wie bei anderen Herstellern auch merkt man bei der 2016er KXF 450 sofort wohin die Richtung geht, nämlich in Richtung Handling und Wendigkeit ähnlich einem 250er Bike. Die KXF 450 ist zweifellos die wendigste grosse Kawa die es jemals 
gegeben hat. Aber auch kein Wunder bei all den vielen Detailverbesserungen und Neuerungen. Auch der Motor weist nun eine geringere Neigung nach vorne auf, nur mehr 3 Grad, sodass die Massen mehr in Richtung Mitte zentralisiert werden. Die übrigen 
Details im Bereich der Zentrierung der Massen in Richtung Mitte tragen ebenfalls dazu bei dass sich das Bike sehr leicht und wendig selbst um enge Kurven zirkeln lässt. Mit dem kräftigen Motor welcher nun 3 PS mehr als das 2015er Modell aufweist ergibt das ein spielerisches Fahrgefühl. Durch den schmäleren Rahmen sind auch die Kühler schmäler, zumal sie etwas gedreht nach vorne verbaut wurden, was eine extrem schmale Sitzposition ergibt.Vor einigen Jahren noch waren die KXF 450 Modelle eher dafür bekannt etwas behäbig zu sein. Das ist mit dem 2016er Modell nun endgültig Geschichte, die 450er KXF wird eher zu den wendigsten Motocross Modellen in ihrer Klasse zählen und ist gerade auch deshalb für die eher kleinen österreichischen MX-Strecken ideal.

Motor
Der Leistungszuwachs von 3 PS ist deutlich spürbar. Wir fuhren die Testmotorräder vormittags hauptsächlich mit dem Standardmapping und der Drehmomentverlauf, die Kraftentfaltung und der Hammer von unten raus wirkt sehr kontrolliert. Man kann mit dem Gasgriff sehr genau dosieren wie stark man den grünen Hammer fallen lässt. Enge Kurven kann man durchaus auch mit einem höheren Gang ohne Zeitverlust durchfahren. Dreht man den Murl dagegen in höhere Bereiche fällt der Hammer richtig. Der Motor hat im oberen Bereich enormes Schmalz welches wahrscheinlich nur erfahrenere Crosser nutzen können. Dennoch weist das Bike wie schon die letztjährigen Modelle eine sehr gute Traktion auf. Kein anderer Hersteller schafft es diesen Überschuss an Kraft einer 450er derart in den Dirt zu nageln wie Kawasaki. Aber auch im unteren und mittleren Drehzahlbereich ist der Leistungszuwachs deutlich spürbar. Kombiniert mit einer grossen Agilität macht das Fahren somit echt Spass und man beginnt zu ahnen wieso Ryan Villopoto Kawasaki derart lange die Treue hielt.

Fast 3,5 kg leichter als das Vorjahresmodell, neue Bremsscheiben ...
Kawasaki hat die 2016er 450er um ca. 3,5 kg abgespeckt. Sie liegt dadurch sehr schön und neutral beim Springen in der Luft. Die Strecke in Maggiora weist ja sehr viele technische Sektionen auf wo sich das geringere Gewicht deutlich bemerkbar macht. Die Bremsscheiben weisen ein neues Design auf und sind auch etwas grösser dimensioniert als die 2015er Scheiben. Das Bremsverhalten lässt sich sehr gut dosieren und falls man es braucht lässt sich im Notfall natürlich auch der ultimative Anker auswerfen. Dadurch dass man bei den Fussrasten 2 und bei den Lenkerpositionen 4 Auswahlmöglichkeiten hat kann man das Bike sehr gut auf sich einstellen. Als Lenker ist übrigens ein Renthal K971 verbaut.

Fahrwerk
Die überarbeitete und jetzt noch weiter verbesserte Showa-Gabel war unter den Journalisten bei unserem Test natürlich ein grosses Thema. Kawasaki wollte ja schon im Vorjahr den Hobby-Crossern quasi ein Werksgerät vor die Nase stellen und hat diese High-Tech Gabel in ihren Serien-Bikes verbaut. Manche Hobby-MX'er waren aber mit den Einstellmöglichkeiten hin und wieder überfordert. Irgendwer hat sich mal ausgerechnet dass sich durch das Showa SFF-Air TAC Luftfahrwerk eine unglaublich grosse Anzahl von Einstellmöglichkeiten ergibt. War das sogar eine Millionenzahl? Egal. Man hat mit der SFF-Air TAC Gabel von Showa eine Gabel in der Hand, bzw. im Motorrad, welches auf jeden Fahrer, auf jede Strecke und jede Bedingungen ideal eingestellt werden kann. Nur man muss sich damit befassen, ganz klar! Von nix kommt nix ;-) Die SFF-Air TAC Gabel hat 3 getrennte Luftkammern welche auf den jeweiligen Fahrertyp individuell eingestellt werden kann. Wir fuhren in Maggiora vormittags quasi nur ein Standard-Setup aber selbst dieses war für uns deutlich spürbar besser als es noch im 2015er Modell gewesen ist. 

Die Gabel spricht sehr gut an und verarbeitet spitze Löcher besonders gut weg. Sie harmonisiert mit dem kompletten übrigen Motorrad sehr gut und weist schon beim Standard-Setup keine Nachteile auf. Mir persönlich kommt sie beim Ansprechverhalten auch etwas feiner vor, arbeitet etwas feinfühliger als noch im 2015er Modell. Eigentlich sind solche Luftgabeln ja ein Traum für Hobbycrosser da sich diese das Fahrwerk somit exakt abstimmen können. Dennoch, man muss sich damit befassen. Es hilft einem das beste Werksmaterial nichts soferne es falsch abgestimmt ist. Mir persönlich ist die neue überarbeitete Showa SFF-Air TAC Gabel sehr gut gelegen. Egal ob weite Sprünge, Anbremswellen oder spitze Löcher mit hoher Geschwindigkeit ... die Showa Gabel steckte alles bestens weg und das selbst bei einem Standard-Setup.

Mappings
Neu ist auch dass man die 3 Stecker für die Mappings (grün, weiss, schwarz) mit einer Art Pocket PC, dem KX FI Calibration Kit, nochmals jeweils in 7 Stufen verschieden mappen kann. Dieses KX FI Calibration Kit ist allerdings nur als Zubehör ab Oktober erhältlich und kostet ca. 600,- bis 800,- Euro. Es ist ein echt tolles Feature und ich habe mich am Nachmittag mit den Kawasaki-Technikern vor Ort beim freien Fahren viel damit rumgespielt. Es ist erstaunlich welche unterschiedlichen Leistungskurven man damit programmieren kann, man sich den Motor quasi komplett auf sich konfigurieren kann so wie man ihn haben möchte.

Fazit
Kawa hat mit der 2016er KXF 450 wieder einen riesengrossen Schritt nach vorne gemacht. Villopoto hat in der Pressekonferenz gesagt dass diese Serienmaschine schon sehr nahe an einer WM-Maschine dran ist und er hat zweifellos recht. Die MX-Motorräder entwickeln sich immer mehr zu High-Tech Produkten und die neue KXF 450 wird da sicher ganz vorne in der Liga mitspielen. Dem Hobbyfahrer muss klar sein dass er mit diesem Bike ein Gerät vor sich hat welches er komplett individuell auf sich einstellen kann. Egal ob Fahrwerk, Mapping, Fussraster und Lenkerpositionen etc. Mit der KXF 450 habt ihr auf jeden Fall die richtige Waffe um die Schlacht zu gewinnen wenn das Startgitter fällt ;-)

Link zu weiteren Infos auf www.kawasaki.at 
 

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