Test der 2016er TE 250 und FE 350 von Husqvarna

Wir bekamen heuer im Sommer noch die TE 250 sowie die FE 350 von Husqvarna für einen Vergleichs-Test in unsere Hände. Beide Bikes hatten etliche Betriebsstunden mehr am Digitacho als wir sie danach wieder zurück brachten. Es machte einfach zu sehr Spass um mit den beiden angemeldeten Edel-Enduro's um, und wenn es nur eine schnelle halbe Stunde am Abend  war, nicht noch schnell eine Runde zu drehen.

Traum von jedem Hardenduristen ... Husqvarna TE 250 2016
.
Beide Bikes weisen im 2016er Modelljahr viele Verbesserungen gegenüber ihren Vorgängerversionen auf. Die WP 4CS Gabel wurde weitgehend überarbeitet und nun in Serie extrem kompromisslos für den Enduroeinsatz abgestimmt. Das ist für reine Endurofahrer eine tolle Neuigkeit, keine Frage, diese werden begeistert sein vom Ansprechverhalten des neuen 2016er Setups in Wald, Wiese und Schottergrube. Will man hingegen aber auch auf MX-Strecken fahren kommt man um ein anderes Setup nicht herum. Nur an den Klicks zu drehen wird dafür aber zu wenig sein um sie auch für MX-Strecken abzustimmen. Aber dafür hat man, wie gesagt, im Fahrwerkbereich sicher die bestens abgestimmte Enduro bei Serienauslieferung. Die Einstellungen bei der Gabel können sehr einfach und schnell über Einstellräder (für Zug- und Druckstufe) oben weiter optimiert werden.
 
Blumen pflücken mit der FE 350 
.
Ein Hingucker sind auch die Alu-Schwingen welche bei beiden Modellen einteilig sind und somit keine Schweißnähte aufweisen. Die TE 250 hat mit 52 2-Takt PS um 6 PS mehr als die FE 350 welche mit 46 PS serienmässig ausgeliefert wird. Die Motoren beider Modelle sind sehr auf den Enduroeinsatz konzipiert und abgestimmt. Mit MX-Motoren im Bereich Leistungsentfaltung haben diese aber kaum etwas gemeinsam, sind weit sanfter konzipiert. Kurbelwelle und Pleuel kommen bei allen 4-Takt Husqvarna Modellen übrigens von der Firma Pankl welche jedem Motorsportler sicher ein Begriff ist. Die Intervalle einer grossen Motorinstandsetzung bei den 4-Taktern erhöht sich dadurch auf 135 Betriebsstunden. Den Motor der TE 250 kann man mit einem Zündkurvenschalter am Lenker auch schärfer oder weicher einstellen.

Beide Modelle weisen 6 Gänge sowie Kupplungs- und Bremsanlagen der Firma Brembo auf die sich sehr gut dosieren lassen. Bemerkenswert ist der Tank der TE 250 welcher sagenhafte 11 Liter fasst. Wir sind damit in unserem Schleichmodus (wenn man halblegal im Wald unterwegs ist bleibt einem nichts anderes übrig als die Drehzahl unten zu halten) bis zu 150 km weit gekommen. Das muss man erst mal schaffen, hätten wir uns selbst nicht gedacht. Wie die FE 350 kommt auch die TE 250 mit einem Elektrostarter welcher ein tolles Feature ist wenn man sich mal daran gewöhnt hat. Beide Bikes haben Chrom Molybdän Stahlrahmen und sehen in weiss-dunkelblau-gelbem Design echt toll aus. 

Die Heckrahmen der Bikes sind nun aus Polyamid welcher noch leichter als Alu-Heckrahmen sind. Die Haltegriffe hinten am Heck sind sehr schön integriert, fallen kaum auf. Die Geometrie der neuen TE 250 wurde etwas umändert. Mit einem Versatz von 22 mm an der Gabelbrücke ergibt sich ein kürzerer Nachlauf wodurch das Bike noch wendiger wird. Beide Bikes weisen eine werkzeuglose Erreichbarkeit des Luftfilters auf wie man es vom orangen Bruder schon gewohnt ist.

Unsere Eindrücke
Die TE 250 ist fast 5 kg schwerer als die FE 350. Dennoch, schon beim Raufschieben auf den Hänger war die FE 350 schon erstaunlich handlich, gefühlsmässig sogar handlicher als die leichtere TE 250. Anscheinend hat man das Gewicht 
der FE 350 besser aufteilen können, vielleicht besser in die Mitte zentrieren können als bei der TE 250. Auch beim Fahren war sie in keiner Situation unhandlicher als die 5 kg leichtere TE 250 was uns echt verwundert hat.

Was bei beiden Bikes, bei der FE 350 besonders, auffiel war die sanfte aber starke Leistung im unteren Bereich. Die Enduromotoren unterscheiden sich vom Drehmomentverhalten gewaltig gegenüber ihren MX-Pedants. Beide Enduromotorräder kann man, im Gegensatz zu MX-Motoren, drehzahlmässig total in den Keller fallen lassen und bringt den Motor dennoch kaum zum Absterben. Die bessere Krabbeltechnik zeigte gefühlmässig die FE 350 welche selbst sehr steile Bergaufwald-Wegerln mit Wurzeln und Felsblöcken wie mit Saugnäpfen raufkrabbelt. Spiderman hätte seine Freude dran ;-) Der FE 350er Motor ist ein Hit, bringt man kaum zum Absterben und lässt sich in schwierigen 1.te und 2.te Gang Passagen super dosieren. 

Unglaublich handlich die neuen 2016er Husky's
 

Was bei beiden Bikes auffällt ist die sehr schmale Sitzbank welche sehr viel Agilität in engsten Kurven und Passagen verleiht. Vom Bremsverhalten unterscheiden sich beide kaum, gibt es nichts zu bemängeln, lassen sich super dosieren. Wo die TE 250 ihre Vorteile gegenüber der FE 350 ausspielt sind dann wirklich trialmässige Passagen, auch winklige Bergabpassagen, Felsstufen runter usw. Da hat so eine 2-Takter sicher Vorteile gegenüber einer 4-Takt Enduro. Wo die FE 350 dagegen wieder auftrumpfen kann sind schnellere flüssigere Passagen welche mit 4.tem Gang oder höher gefahren werden. Ein 4-Takt Motor lässt sich z.B. auf Schotterstrassen oder schnellen Waldwegen aufgrund seiner sanften Motorcharakteristik extrem gut dosieren. Drifts im 4.ten, 5.ten, 6.ten Gang sind damit ein absoluter Hit. Man hat das Bike immer gut unter Kontrolle, das Hinterrad kann man bewusst sehr kontrolliert ausbrechen lassen und man kommt sich vor wie Hiasi Walkner bei der Dakar ;-) Auch bei Schlaglöchern mit höherem Speed ist die FE 350 einfach etwas ruhiger und liegt satter am Boden wo eine 2-Takter speziell bei höherer Drehzahl immer eher etwas nervöser wird.

Was die grössten Vorteile der FE 350er sind ...
Auf schnellen Offroad Passagen, speziell Schotterstrassen mit 4.ten Gang aufwärts, macht so ein 4-Takt-Hammer einfach mehr Spass da man einen Drift immer unter Kontrolle hat bzw. glaubt dies zu haben ;-) Auch das Wheely-Fahren macht mit einem nicht so aggressiven 4-Takt Motor einfach mehr Spass. Ausserdem kann man durchaus auch mal längere Strecken dahintuckern was dann Sinn macht wenn man z.B. gleich mit der angemeldeten Enduro zur Enduro- oder MX-Strecke fährt. 
Das ist auch der grösste Vorteil von Enduro's, dass man sie anmelden kann. Zuhause im Keller oder Garage sich die Offroadbekleidung anzuziehen und dann von der Hauseinfahrt weg seinen Lieblingssport auszuüben ohne das Bike ein/ausladen usw. zu müssen ... das ist ein irrsinniger Luxus. Speziell im Winter haben wir hier in der Steiermark viele legal befahrbare Almstrassen. Wer schon mal solch eine nicht geräumte oder vereiste Schneefahrbahn befahren hat weiß welchen unglaublichen 
Spass dies machen kann. 

Die grössten Vorteile der TE 250 sind ...
Wenn man einen 2-Takt Motor bei jedem Start vor dem Fahren richtig warm laufen lässt dann hält dieser ewig. Einer von uns hatte mal eine 2-Takt Enduro wo der Motor selbst nach 500 Betriebsstunden ohne Kolbentausch leistungsmässig so gut wie neu war. Einer der Schopohl-Brüder erzählte uns mal dass er durchaus mehr als 300 Stunden auf einen 2-Takt Kolben raufgefahren ist. Die Servicekosten reduzieren sich beim reinen Endurofahren mit einer 2-Takt Enduro also auf einen minimalen Betrag soferne man den Motor wie gesagt gut behandelt. Ein grosser Vorteil der TE 250 ist auch das Handling denn wenn es richtig ans Eingemachte geht, also Hardenduro gefahren wird, wird kein 2-Takt Fahrer mit einem 4-Takt Kollegen tauschen mögen. So ein 2-Takt Bike geht wie von selbst um die unmöglichsten Stellen und lässt sich besser über trialmässige Hindernisse fahren Ausserdem bietet eine 2-Takter mit der geringeren Lärmentwicklung gegenüber einer 4-Takter bessere Chancen bei halb-legalen Waldpartien nicht erwischt zu werden. So eine 2-Takter kann man richtiggehend im Schleichmodus durch den Wald flurln lassen. Soferne man mit wenig Gas unterwegs ist ist die Lärmentwicklung extrem gering während ein 4-Takt Motor einfach immer Krach machen wird, egal wie sehr man sich bemüht diesen sanft zu fahren. Ausserdem macht 2-Takt fahren Spass, immensen Spass sogar. Einen 2-Takter mal ausfahren zu könnnen, z.B. in der Badewanne am Erzberg die Steilauffahrt mit hoher Drehzahl raufzujagen etc., ist echt ein schönes Gefühl welches reine 4-Takt Fahrer nie erleben werden.

Die Marke Husqvarna hat sich im Bereich Enduro seit der Übernahme an die Spitze der Offroad-Enduromarken katapultiert. Husqvarna war früher mal eine absolute Edelmarke im Bereich Enduro und es ist schön zu sehen dass sie nun wieder in der Enduroliga ganz vorne mitspielen. Am meisten beeindruckt hat uns das absolut kompromisslose auf den Endurobereich abgestimmte Serienfahrwerk. Wo Enduro drauf steht ist bei Husqvarna auch Enduro drin ... und zwar in jedem Detail. 
 

Link zu weiteren Infos auf www.husqvarna.at 
 

  .