Test der 2015er KTM's, SX-F 250, 350 & 450

Text & Fotos: Andy Radolf, Philipp Buchegger 
Rider: Philipp Buchegger 

Wir bekamen im Oktober noch Gelegenheit die orange 4-Takt MX-Armada für einen Test in die Hände zu bekommen und nutzten dies natürlich gerne. In Birkfeld, bei strahlendem Herbstwetter und einer toll präparierten Strecke klemmte sich unser Test-Rider Philipp Buchegger die 3 KTM's unterm Hintern und schildert euch hier seine Eindrücke. Eines gleich mal vorweg, die KTM's sind auch heuer wieder kompromisslos stark, die 250er in ihrer Klasse auch heuer wieder die Speerspitze was die Leistung angeht.... aber lest selbst ... 

 

Vorerst noch ein paar technische Fact's 
Alle 3 Bikes weisen wie in den letzten Jahren einen E-Starter auf sowie die identischen Bremsanlagen (260mm vorne und 220mm hinten). Während die 450er 4 Gänge hat, setzt man bei der 250er und 350er auf ein 5-Ganggetriebe. Die 350er und 450er wird serienmässig mit einer 14:50er Übersetzung ausgeliefert, die 250er mit einer 13:50er. Markus Mauser fährt auf seiner SX 250er 2-Takt KTM übrigens eine 14:47er Übersetzung, also eine sehr lange Übersetzung. Aber Supermaxe lässt seine 2-Takt Rakete auch selten in den Keller und spielt anscheinend gerne mit der Kupplung rum ;-)  
Alle 3 Bikes haben eine hydraulische Kupplung sowie einen identische 63,5er Grad Steuerkopfwinkel. Ebenfalls setzt man im Bereich des Fahrwerks bei allen 3 Bikes auf identische Komponenten (Gabel WP 4860 MXMA CC, Dämpfer WP Suspension 5018 BAVP DCC). Während die 250er ein Kampfgewicht von 102,2 kg aufweist, kommt die 350er auf 104,5 kg und die 450er auf 105,5 kg. 

Aber kommen wir zum Test in Birkfeld ...  

Erste Eindrücke  
Philipp Buchegger:"Was mir sofort aufgefallen ist bei den Test's der neuen 4-Takt MX-Modelle, ist dass die 350er SX-F, zumindest bei unserem Testmotorrad, einen sehr starken Lastwechsel zwischen unterer und höherer Drehzahl aufweist. Unsere Test-350er war im  unteren Drehzahlbereich fast wie eine 250er zu fahren und schob danach richtig ruckartig an. Andy Radolf hatte mal Gelegenheit Barragan's 450er WM-Bike zu fahren, diese hatte ein ähnliches Verhalten. Er war begeistert davon da er sie extrem sanft um enge Kehren wurschteln konnte, auf den Geraden ging dann aber gewaltig die Post ab. Für mich ist dieses Drehzahlband aber eher etwas befremdlich. Aber es wird sicher am Mapping gelegen haben welches anscheinend eher im Supercross-Modus angesiedelt war. Das kann mappingmässig sicher auch individuell an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst werden." 

 
 

Philipp Buchegger:"Was mir ebenfalls sofort auffiel war dass die 250er schon von unten raus einen gewaltigen Drehmoment nach oben hin entwickelte. Würde man kaum für möglich halten dass so eine kleine Viertelliter-Maschine ein derart schönes und kräftiges Drehzahlband hat, das hat mich echt begeistert. Mit solch einem Durchzug wird sie selbst für stärker gebaute Hobby-Crosser interessant, diese derzieht nun bedenkenlos auch Motocrosser mit einem obelixmässigen Bauchumfang ;-)" 

Philipp Buchegger:"Die 450er ist ein Kraftpaket ohne Ende. Dungey's Rennableger ist, wenn man müde wird, in den engen Birkfelder Kurven kaum mehr zu derbändigen. Solch ein Motorrad braucht Strecken wie Asti oder Tapolca wo man die Pferde die in diesem Motor hausen frei laufen lassen kann. Aber auch die Startgeraden in Dechantskirchen oder Seitenstetten wären für diesen gewaltigen Punch sehr gut geeignet. 

KTM war ja immer bekannt dafür für deren Leistung. Bei der 250er war KTM immer vorne an der Spitze was die Leistung angeht. Was mir gefällt ist dass man da auch bei der 450er nicht an der Leistungsschraube nach unten dreht um sie für Hobbyfahrer handlicher zu machen sondern sie als kompromissloses Renngeräte für Erwachsene mit Muckis in den Ärmeln im Sortiment hat. Ich denke KTM 450er Fahrer sind heutzutage das was früher mal 500er 2-Takt Fahrer waren, echte Helden eben ;-) Die Kraft der 450er entwickelt sich frei, richtig gute Fahrer mit ÖM-Niveau oder PS-Freaks unter den Hobby-Fahrern werden daran ihre Freude haben. Aber im allgemeinen gesagt ist die komplette 4-Takt-Palette der 2015er KTM's heuer besonders stark." 

 
 

Philipp Buchegger:"Das ganze Drumherum, Bremsen, Kupplung, E-Starter sprechen für sich. Die Hydraulik-Kupplung an allen 3 Motorrädern sind ein Hit. Man hat dadurch während des Fahrens immer einen konstanten Druckpunkt. Sie kuppeln sehr gleichmässig aus und ein, sind super zu handeln. Bei den Bremsen zogen die japanischen Hersteller in letzter Zeit auch schon kräftig nach, dennoch scheinen die KTM's noch ein Quentchen weiter vorne zu liegen hat man das Gefühl. Man kann diese trotz ihrer extrem starken Bremsleistung selbst in brenzligen Situationen noch immer ausgezeichnet dosieren." 

Philipp Buchegger:"Die heurige 4-Takt Palette von KTM ist extrem ausgewogen. Mit diesen 3 Modellen ist für jeden Fahrer etwas dabei. Speziell das 350er Modell ist genau das richtige Mittelding für MX2 Fahrer welche in Richtung MX1 Klasse tendieren. Dass japanische Hersteller nicht ebenfalls eine 350er im Sortiment haben ist schade und überlässt hier KTM kampflos dieses meiner Meinung nach wichtige Segment. 

Vom Fahrwerk her war die 450er am straffesten von allen 3 Bikes eingestellt. Bei der 250er hat die vordere Gabel am feinfühligsten und besten reagiert. Vom Handling her waren die 250er und 350er fast gleich, nämlich extrem wendig und agil, man kann die Bikes richtig um die Kurven schmeissen. Der 450er merkt man die grössere Anzahl an rotierender Masse natürlich an, diese geht natürlich etwas zäher in die Kurven rein. Andererseits hat sie aufgrund dieser Masse auch eine stabilere Postion speziell auf längeren Geraden welche mit Löchern übersät sind, die 450er bahnt sich ihren Weg wie man es von den grossen Bikes gewohnt ist. 

Bei dem Steilhang hinauf vom Startgitter weg in Birkfeld kann man den kubikmässigen Vorteil der 450er deshalb natürlich sehr gut nutzen. Erstens marschiert sie mit nur kleinsten Gasschüben von unten weg perfekt über die Löcher und ein Verschlagen ist ein Fremdwort für sie. Die kleine 250er muss man an diesem Streckenteil hingegen schon etwas im höheren Drehzahlbereich rauf bewegen. Sie hat auch einen schönen Zug von unten rauf in dieser Sektion, wird aber etwas unruhiger am Vorderrad als die bärenstarke 450er, diese frisst den Steilhang richtig hat man das Gefühl wenn man am Gasgriff dreht." 

 
 

Philipp Buchegger:"Vom Springen her liegen alle 3 Bikes sehr gut, sind sehr ausgeglichen und man kann mit der Kupplung, Hinterbremse usw. sehr gut ausgleichen falls man in schwierige Situationen kommt. Lenkerposition usw. passt alles, man setzt sich rauf und man hat das Gefühl man fährt schon jahrelang diese Bikes. Was mir auch sehr gut gefällt an den KTM's ist die extrem einfache Möglichkeit den Luftfilter zu tauschen. Auch der E-Starter ist gegenüber den japanischen Bikes eine Besonderheit. Wenn man diesen mal gewohnt ist kann man ihn nicht mehr wegdenken. Ich hatte in Birkfeld auch einen kleinen Lieger an einer Bergab-Passage. Man hebt das Bike auf, drückt auf den Knopf und fährt weg. Keine Kickerei usw., ist echt ein Luxus dieser E-Starter." 
 

Fazit, Philipp! Wenn du dir eine behalten könntest, welche von den 3 Bikes würdest du wählen?  
Philipp:"Ich muss ganz ehrlich sagen dass ich mir, selbst als eingefleischter 450er Fahrer, eher die 250er behalten würde. Der Grund ist dass sie auf den meisten Strecken wo ich sie dann auch später noch gefahren bin, auch auf härteren Lehmboden-Strecken usw., am meisten Spass gemacht hat. Ausserdem hält die aktive Fahrweise von einer 250er jung ;-)" 

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