.
Text
& Fotos: Andy Radolf, Philipp Buchegger
Rider:
Philipp Buchegger
Wir bekamen im Oktober noch
Gelegenheit die orange 4-Takt MX-Armada für einen Test in die Hände
zu bekommen und nutzten dies natürlich gerne. In Birkfeld, bei strahlendem
Herbstwetter und einer toll präparierten Strecke klemmte sich unser
Test-Rider Philipp Buchegger die 3 KTM's unterm Hintern und schildert euch
hier seine Eindrücke. Eines gleich mal vorweg, die KTM's sind auch
heuer wieder kompromisslos stark, die 250er in ihrer Klasse auch heuer
wieder die Speerspitze was die Leistung angeht.... aber lest selbst ...
Vorerst noch ein
paar technische Fact's
Alle
3 Bikes weisen wie in den letzten Jahren einen E-Starter auf sowie die
identischen Bremsanlagen (260mm vorne und 220mm hinten). Während die
450er 4 Gänge hat, setzt man bei der 250er und 350er auf ein 5-Ganggetriebe.
Die 350er und 450er wird serienmässig mit einer 14:50er Übersetzung
ausgeliefert, die 250er mit einer 13:50er. Markus Mauser fährt auf
seiner SX 250er 2-Takt KTM übrigens eine 14:47er Übersetzung,
also eine sehr lange Übersetzung. Aber Supermaxe lässt seine
2-Takt Rakete auch selten in den Keller und spielt anscheinend gerne mit
der Kupplung rum ;-)
Alle 3 Bikes haben eine
hydraulische Kupplung sowie einen identische 63,5er Grad Steuerkopfwinkel.
Ebenfalls setzt man im Bereich des Fahrwerks bei allen 3 Bikes auf identische
Komponenten (Gabel WP 4860 MXMA CC, Dämpfer WP Suspension 5018 BAVP
DCC). Während die 250er ein Kampfgewicht von 102,2 kg aufweist, kommt
die 350er auf 104,5 kg und die 450er auf 105,5 kg.
Aber kommen wir
zum Test in Birkfeld ...
Erste Eindrücke
Philipp Buchegger:"Was
mir sofort aufgefallen ist bei den Test's der neuen 4-Takt MX-Modelle,
ist dass die 350er SX-F, zumindest bei unserem Testmotorrad, einen sehr
starken Lastwechsel zwischen unterer und höherer Drehzahl aufweist.
Unsere Test-350er war im unteren
Drehzahlbereich fast wie eine 250er zu fahren und schob danach richtig
ruckartig an. Andy Radolf hatte mal Gelegenheit Barragan's 450er WM-Bike
zu fahren, diese hatte ein ähnliches Verhalten. Er war begeistert
davon da er sie extrem sanft um enge Kehren wurschteln konnte, auf den
Geraden ging dann aber gewaltig die Post ab. Für mich ist dieses Drehzahlband
aber eher etwas befremdlich. Aber es wird sicher am Mapping gelegen haben
welches anscheinend eher im Supercross-Modus angesiedelt war. Das kann
mappingmässig sicher auch individuell an die jeweiligen Bedürfnisse
angepasst werden."
Philipp Buchegger:"Was
mir ebenfalls sofort auffiel war dass die 250er schon von unten raus einen
gewaltigen Drehmoment nach oben hin entwickelte. Würde man kaum für
möglich halten dass so eine kleine Viertelliter-Maschine ein derart
schönes und kräftiges Drehzahlband hat, das hat mich echt begeistert.
Mit solch einem Durchzug wird sie selbst für stärker gebaute
Hobby-Crosser interessant, diese derzieht nun bedenkenlos auch Motocrosser
mit einem obelixmässigen Bauchumfang ;-)"
Philipp
Buchegger:"Die 450er ist ein Kraftpaket ohne Ende. Dungey's Rennableger
ist, wenn man müde wird, in den engen Birkfelder Kurven kaum mehr
zu derbändigen. Solch ein Motorrad braucht Strecken wie Asti oder
Tapolca wo man die Pferde die in diesem Motor hausen frei laufen lassen
kann. Aber auch die Startgeraden in Dechantskirchen oder Seitenstetten
wären für diesen gewaltigen Punch sehr gut geeignet.
KTM war ja immer bekannt
dafür für deren Leistung. Bei der 250er war KTM immer vorne an
der Spitze was die Leistung angeht. Was mir gefällt ist dass man da
auch bei der 450er nicht an der Leistungsschraube nach unten dreht um sie
für Hobbyfahrer handlicher zu machen sondern sie als kompromissloses
Renngeräte für Erwachsene mit Muckis in den Ärmeln im Sortiment
hat. Ich denke KTM 450er Fahrer sind heutzutage das was früher mal
500er 2-Takt Fahrer waren, echte Helden eben ;-) Die Kraft der 450er entwickelt
sich frei, richtig gute Fahrer mit ÖM-Niveau oder PS-Freaks unter
den Hobby-Fahrern werden daran ihre Freude haben. Aber im allgemeinen gesagt
ist die komplette 4-Takt-Palette der 2015er KTM's heuer besonders stark."
Philipp Buchegger:"Das
ganze Drumherum, Bremsen, Kupplung, E-Starter sprechen für sich. Die
Hydraulik-Kupplung an allen 3 Motorrädern sind ein Hit. Man hat dadurch
während des Fahrens immer einen konstanten Druckpunkt. Sie kuppeln
sehr gleichmässig aus und ein, sind super zu handeln. Bei den Bremsen
zogen die japanischen Hersteller in letzter Zeit auch schon kräftig
nach, dennoch scheinen die KTM's noch ein Quentchen weiter vorne zu liegen
hat man das Gefühl. Man kann diese trotz ihrer extrem starken Bremsleistung
selbst in brenzligen Situationen noch immer ausgezeichnet dosieren."
Philipp
Buchegger:"Die heurige 4-Takt Palette von KTM ist extrem ausgewogen.
Mit diesen 3 Modellen ist für jeden Fahrer etwas dabei. Speziell das
350er Modell ist genau das richtige Mittelding für MX2 Fahrer welche
in Richtung MX1 Klasse tendieren. Dass japanische Hersteller nicht ebenfalls
eine 350er im Sortiment haben ist schade und überlässt hier KTM
kampflos dieses meiner Meinung nach wichtige Segment.
Vom Fahrwerk her war die
450er am straffesten von allen 3 Bikes eingestellt. Bei der 250er hat die
vordere Gabel am feinfühligsten und besten reagiert. Vom Handling
her waren die 250er und 350er fast gleich, nämlich extrem wendig und
agil, man kann die Bikes richtig um die Kurven schmeissen. Der 450er merkt
man die grössere Anzahl an rotierender Masse natürlich an, diese
geht natürlich etwas zäher in die Kurven rein. Andererseits hat
sie aufgrund dieser Masse auch eine stabilere Postion speziell auf längeren
Geraden welche mit Löchern übersät sind, die 450er bahnt
sich ihren Weg wie man es von den grossen Bikes gewohnt ist.
Bei dem Steilhang hinauf
vom Startgitter weg in Birkfeld kann man den kubikmässigen Vorteil
der 450er deshalb natürlich sehr gut nutzen. Erstens marschiert sie
mit nur kleinsten Gasschüben von unten weg perfekt über die Löcher
und ein Verschlagen ist ein Fremdwort für sie. Die kleine 250er muss
man an diesem Streckenteil hingegen schon etwas im höheren Drehzahlbereich
rauf bewegen. Sie hat auch einen schönen Zug von unten rauf in dieser
Sektion, wird aber etwas unruhiger am Vorderrad als die bärenstarke
450er, diese frisst den Steilhang richtig hat man das Gefühl wenn
man am Gasgriff dreht."
Philipp
Buchegger:"Vom Springen her liegen alle 3 Bikes sehr gut, sind sehr
ausgeglichen und man kann mit der Kupplung, Hinterbremse usw. sehr gut
ausgleichen falls man in schwierige Situationen kommt. Lenkerposition usw.
passt alles, man setzt sich rauf und man hat das Gefühl man fährt
schon jahrelang diese Bikes. Was mir auch sehr gut gefällt an den
KTM's ist die extrem einfache Möglichkeit den Luftfilter zu tauschen.
Auch der E-Starter ist gegenüber den japanischen Bikes eine Besonderheit.
Wenn man diesen mal gewohnt ist kann man ihn nicht mehr wegdenken. Ich
hatte in Birkfeld auch einen kleinen Lieger an einer Bergab-Passage. Man
hebt das Bike auf, drückt auf den Knopf und fährt weg. Keine
Kickerei usw., ist echt ein Luxus dieser E-Starter."
Fazit, Philipp!
Wenn du dir eine behalten könntest, welche von den 3 Bikes würdest
du wählen?
Philipp:"Ich muss
ganz ehrlich sagen dass ich mir, selbst als eingefleischter 450er Fahrer,
eher die 250er behalten würde. Der Grund ist dass sie auf den meisten
Strecken wo ich sie dann auch später noch gefahren bin, auch auf härteren
Lehmboden-Strecken usw., am meisten Spass gemacht hat. Ausserdem hält
die aktive Fahrweise von einer 250er jung ;-)"
Mehr Infos über die
aktuelle KTM 2015er Palette: - hier
klicken
|