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Foto-Links:
- Teamhauptquartiere
vom Red Bull Ice One Racing Team & Jacky Martens MX2 WM Team
- Werksbikes
& Details
Text
& Fotos: Andy Radolf
Rider:
Philipp Buchegger
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Was gibt's Schöneres
im Leben als einmal einen Tag lang ein echtes WM-Werks-Bike fahren zu dürfen?
Hmmm, vielleicht 4 WM-Werks-Bikes an einem Tag fahren zu dürfen? supercross.at
bekam vor Kurzem eine Einladung ins Haus geflattert die Husqvarna Werks-Teams
in Lommel zu besuchen und am darauffolgenden Tag auch die exklusiven WM-Bikes
von Todd Waters, Dean Ferris, Alex Tonkov und Romain Febvre auf der WM-Strecke
in Valkenswaard fahren zu dürfen. Andy Radolf griff also ohne zu Zögern
zum Hörer um unseren supercross.at-Testrider, Philipp Buchegger, zu
aktivieren ...
Philipp Buchegger:"Wenn
mich Andy Radolf anruft kann das nur 2 Gründe haben. Er will was oder
er hat was. In diesem Fall hatte er was und was er hatte hatte es in sich.
Ob ich die Werks Bikes von Waters und Co. testen wolle ... Was für
eine Frage!?!?! Klar wollte ich und wie!!!!"
Es ging für Philipp
also schon kurze Zeit später mit dem Flieger nach Düsseldorf
und von dort weiter nach Belgien, Lommel, und danach wiederum weiter nach
Valkenswaard auf die WM-Strecke wo die Bikes schon parat standen um angekickt,
ääääh, angeknöpferlt zu werden. Husky's werden
ja auf Knopfdruck zum Leben erweckt. Aber langsam, alles der Reihe nach
...
Teambesichtigung vom Red Bull Ice One
Racing & dem Team von Jacky Martens
Am Tag vor dem Test der
WM-Bikes waren die Journalisten aus ganz Europa noch zum Red Bull ICE One
Husqvarna Factory Hauptsitz in Lommel eingeladen. Ebenfalls wurde auch
das Teamquartier von Jacky Martens MX2 WM Team besichtigt. Die Niederlassungen
der Teams sind direkt neben der MX-Strecke von Lommel angesiedelt. Es gibt
da von dem Hauptsitz sogar eine eigene Zufahrt zur MX-Strecke in Lommel.
Ist echt komisch sich vorzustellen wie sich Todd Waters & Co. durch
die Hintertür auf die Strecke schleichen. Aber die Nähe der Strecke
hat natürlich auch irrsinnige Vorteile. Wer wünscht sich nicht
direkt aus seiner der Garage raus auf eine MX-Strecke fahren zu können?
;-)
Übrigens stand auch
das Bike vom Teambesitzer Kimi Raikkönnen höchstpersönlich
in der Halle seines Red Bull Ice One Racing Teams. Es hatte die Nr. 7 drauf,
Kimi's Nr. aus der Formel 1. Kimi scheint ein sehr schönes Leben zu
führen. Fährt in der Formel 1 einen Ferrari, hat ein eigenes
Motocross WM-Team und sein eigenes MXGP Werksbike .... Hmmm, irgendwas
machen wir alle falsch scheint uns ...
Philipp:"Die Niederlassung
vom Red Bull ICE One Team in Lommel ist einfach riesig!!! Man kann sogar
mit dem ganzen Team LKW in die Halle einfahren so gross dimensioniert ist
diese. Es gibt in dieser Halle für jeden Fahrer eigene Boxen wo an
den Bikes geschraubt wird. Aus
dem oberhalb den Boxen angesiedeltem Ersatzteillager können die Jungs
aus dem Vollen schöpfen. Materialmangel herrscht bei
WM-Teams auf keinen Fall, kann
einem echt neidisch machen wenn man dies alles sieht."
Hier stehen sich
die Mechaniker nicht im Weg rum ;-)
Philipp:"Wir
fuhren nach der Besichtigung des Ice One Teamsitzes dann mit dem PKW auch
noch 2 Minuten weiter zu der Teamniederlassung von Jacky Martens MX2 WM
Husqvarna Team. Jacky hatte heuer ja Tonkov und Febvre im MX2 Team. Auch
dieser Teamsitz von Martens war riesig. Es gibt dort 2-3 Büroräume,
auch eigene Kraftkammern zum Aufwärmen bevor die Jungs auf die Strecke
fahren usw. Auch dort gab es eigene Mechaniker-Abteille aber auch zusätzlich
eigene Bereiche nur fürs Fahrwerk, ein anderes Abteil war nur für
die Reifen zuständig, auch ein eigener Bereich wo die Motoren zerlegt
werden war vorhanden usw. Alleine von Tonkov waren zu diesem Zeitpunkt
ca. 4-5 Motorräder gerade in Arbeit. Das hat echt eine Menge Eindruck
auf uns alle gemacht. Jacky Martens führte uns dann höchstpersönlich
durch sein Königreich und zeigte uns auch sein altes WM-Bike. Da hat
sich mittlerweile bei Husky einiges getan seit seinen aktiven Zeiten ;-)"
Ab nach Valkenswaard auf die Strecke
Werks-Bikes testen ...
Am nächsten Tag ging
es dann für die Journalisten aus ganz Europa zum Test der WM-Bikes
nach Valkenswaard auf die WM-Strecke. Philipp:"Als wir dort um 9
Uhr vormittags ankamen war schon alles wie bei einem WM-Rennen aufgebaut.
Mehrere Sattelzüge waren vor Ort unter deren Zelten die WM-Bikes für
uns Journalisten bereit standen. Vor dem Test gab es noch ein kurzes Briefing
wo uns auch gesagt wurde dass wir die WM-Bikes so in die Hand gedrückt
bekommen würden wie sie die WM-Fahrer von Husqvarna auch während
der heurigen Saison gefahren sind. Wir könnten aber die Hebeleinstellung
etc. nach unseren Wünschen ändern lassen. Speziell Dean Ferris
hatte eine Hebeleinstellung die mich eher daran erinnerten wie sich ein
Bergsteiger an einen Felsen klammert als ein Motocrosser an einen MX-Lenker.
Unglaublich wie steil der Australier seine Hebeln nach oben gestellt hat.
Dies waren dann aber auch die einzigen Hebeln die ich mir nach unten stellen
liess. Mit diesem Alpengriff von Dean Ferris hätte ich nicht fahren
können.
Man
konnte sich danach die 20 Minuten Sessions aussuchen und mit welchem Bike
man zuerst fahren wollte. Ich wählte Tonkov's 250er als erstes Bike,
danach Todd Waters 450er, anschliessend Dean Ferris 350er und zum Abschluss
das WM-Bike von Romain Febvre. Im Voraus möchte ich gleich mal sagen
dass alle 4 Bikes wenig mit einem Serienbike zu tun haben. Angefangen vom
Carbon-Heck bis zu diversen Kleinteilen usw. weisen diese Bikes das absolut
Beste auf was man in ein Motocross WM-Bike verbauen kann. In den Motoren
sind feinste Tuning-Teile verbaut wie z.B. Kolben und Pleuel der Firma
Pankl, einer steirischen Firma welche auch für Superbike- und Formel
1 Teams Teile anfertigt.
Die Bikes sind auch auf jeden
Fahrer so zugeschneidert wie er sie haben möchte. Egal ob dies das
Fahrwerk betrifft oder die Entfaltung des Drehzahlbandes beim Motor. Wir
konnten es natürlich alle nicht erwarten die ersten Meter damit zu
fahren.
Die WM-Strecke in Valkenswaard
ist übrigens eine irrsinnig breite und schnelle Strecke. Viel breiter
als sie im TV aussieht und man es von der ÖM gewohnt ist. Eine Strecke
die einlädt auf manchen Passagen auch mal über den Häf'n
zu fahren. Aber ich wollte auf keinen Fall der Journalist sein der sich
mit so einem WM-Bike überschlägt, also ging ich anfangs eher
vorsichtig zur Sache."
Einige technische Facts
In allen 4 Bikes waren WP
Factory Gabeln verbaut. Ferris Bike hatte eine Gabel mit einer 4.4 Nm Feder
verbaut, Waters mit 4.6 Nm. Beide Bikes hatten im Dämpfer eine Titanfeder
mit 4.8 Nm. Tonkov und Febvre's Bike wiesen beide eine 4.4 Nm Gabelfedern
sowie eine 4.6 Nm Dämpferfeder auf. Während die MXGP-Bikes eine
Neken Gabelbrücke und Pro Taper Lenker verbaut hatten, fuhren die
MX2 WM Fahrer eine STF 3 Gabelbrücke und Renthal 997 Lenkern. Alle
Bikes wiesen einen grösseren Kühler als die von Serienbikes auf,
gerade bei den 250ern ist dies unbedingt notwendig da die kleinen Motoren
aufgrund der ständig hohen Drehzahlen sehr hohe Temperaturen erreichen.
Die harten Sitzbänke waren von Selle Dalla Valle. Die Bremsscheiben
waren vom Hersteller Moto Masters und wiesen den Durchmesser von 260mm
(vorne) und 220mm (hinten) auf. Die Bremsanlagen selbst waren von Brembo,
bereift waren die MXGP-Bikes mit Pirelli, die MX2 WM-Bikes mit Golden Tyre.
Im Auspuff-Bereich setzt man seitens der beiden Husqvarna Werks-Teams auf
hochwertige FMF Titananlagen, im Kupplungsbereich auf Hinson.
Alex
Tonkov's 250er MX2 Werks-Husqvarna
Philipp Buchegger:"Tonkov's
Bike ist echt ein wunderschönes Motorrad, toll beklebt, auf welchem
man bereits beim ersten Gaszupfer merkt dass mehr also die Serien-PS drinnen
stecken. Der Motor hat mich echt überrascht, nicht nur durch sein
sehr gutes Drehzahlband welches nach oben hin raus natürlich um einiges
kräftiger als das eines Serienmotors ist, sondern auch durch den Bumms
nach oben hin der von einem 350er Serienbike nicht mehr weit entfernt ist.
Es ist erstaunlich wieviel man aus so einem kleinen Motor herausholen kann.
Das Fahrwerk war hingegen zu den anderen Werks-Bikes von Waters & Co.
gar nicht mal so hart eingestellt was mich ein wenig verwunderte dass Tonkov
eher eine weiche Einstellung anscheinend bevorzugt. Das Bike war sehr schön
zu fahren. Was einem auch sofort aufgefallen ist war dass die Gänge
sich irrsinnig leicht schalten haben lassen. Sehr hart war hingegen die
Sitzbank von Tonkov's Bike aber diese harten Sitzbänke werden generell
von WM-Fahrern bevorzugt.
Tonkov's 250er war erstaunlich
gut dosierbar zu fahren. Die Bremsleistung des Bikes war extrem. Die Beläge
beissen sich richtig in die Scheibe rein aber lassen sich trotzdem super
dosieren. Nach 2-3 Runden kam ich mit dem Bike auch erstaunlich schnell
zurecht und es sollte auch das Bike sein welches mir am Ende des Tages
am meisten gefallen hat.
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Ritt auf Todd Waters
450er WM-Rakete
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Todd
Waters 450er MXGP Werks-Husqvarna
Nach dem Testride von Tonkov's
Bike war die 450er von Todd Waters an der Reihe. Dass es ein krasser Sprung
werden würde war mir schon vor dem Aufsteigen klar. Hat schon eine
Serien 450er eine Menge Leistung war der Werksmotor von Todd's 450er nochmals
ein extrem grosser Unterschied gegenüber Serie. Man muss sich schon
kräftig am Lenker anhalten um in höheren Drehzahlen diese Rakete
noch unter Kontrolle halten zu können. Man merkt bei jeder Drehung
am Gasgriff dass im Motor eine richtige Urgewalt an Leistung schlummert
die man eher vorsichtig einsetzen sollte. Dennoch war es für mich
überraschend wie schön das Drehzahlband im unteren und mittleren
Bereich vorhanden ist bevor der Motor im höheren Bereich aggressiv
wird. Vom Handling her ist sie fast gleich zu setzen mit Tonkov's Bike.
Sie fällt richtig in die Kurven, ist für eine 450er extrem agil,
liegt auf den Geraden aber dennoch extrem stabil und laufruhig. Sie geht
super um die Ecken und hat wie Tonkov's Bike eine sehr bissige Bremse.
Das Fahrwerk war deutlich straffer eingestellt als von Tonkov's 250er was
mich nicht verwundert hat.
Dean Ferris 350er MXGP Werks-Husqvarna
Auf dieses Bike freute ich
mich im Vorfeld des Test's am meisten. Ich war irrsinnig neugierig auf
dieses Bike welches kubikmässig genau in der Mitte liegt. Aber ich
muss ehrlich gestehen, ich kam mit diesem Bike fast am Schlechtesten von
allen 4 WM-Motorrädern an
diesem Tag zurecht. Ferris hat den Motor im mittleren Drehzahlbereich extrem
aggressiv, fast supercross-mässig, abgestimmt. Das Bike wies im unteren
Bereich vorerst noch ein sehr sanftes Mapping auf, der Übergang zu
den höheren Drehzahlen setzt aber extrem ruckartig ein, es katapultiert
einem richtig nach vorne sobald man am Gasgriff dreht. Selbst die ultrastarke
450er von Waters war vom Motor her eigentlich leichter zu fahren als die
350er Bestie von Ferris.
Das Fahrwerk war noch straffer
abgestimmt als es bei allen vorangegangenen Bikes war die ich testete.
Dean Ferris scheint ein Mann der Extreme zu sein. Alleine die Griffposition
welche sehr weit vorne plaziert war sprach Bände. Man hat das Gefühl
Ferris möchte miit diesem Bike durch Mauern fahren und scheint eher
der absolute Angreifer-Typ zu sein als der Taktiker ;-) Dies merkt man
schon an der Sitzposition. Seine Zeit in den USA hat den Australier anscheinend
geprägt.
Ferris Bike geht
ab wie ein wildes Pferd
Romain
Febvre's 250er MX2 Werks-Husqvarna
Der Unterschied zu Tonkov's
250er war deutlich. Febvre hat seine 250er Husky von der Motorcharakteristik
her abgestimmt wie eine 125er. Von unten raus sehr sanft, danach geht bei
hohen Drehzahlen die Post ab. Febvre dürfte nur eine Gasstellung,
nämlich Vollgas, kennen denn sonst würde er die Leistung nicht
derart im hohen Drehzahlbereich ansiedeln. Vom Gefühl her war Febvre's
250er nach oben hin deutlich stärker als Tonkov's Bike. Aber auch
aggressiver und schwerer zu dosieren. Ansonsten wies sie zu Tonkov's Bike
keine grösseren Unterschiede auf. Super Bremsen, extrem wendig, fahrwerkmässig
straff aber nicht so hart wie Waters oder Ferris Bike abgestimmt.
Fazit
Obwohl Febvre und Tonkov
beide 250er fahren wies die Motorcharakteristik der beiden Bikes fast schon
extreme Unterschiede auf. Febvre's
250er wies ein Drehzahlband auf welches eher nach oben raus die Leistung
entfaltete, fast wie einer 125er vom Drehmomentverlauf her. Was mich verwundert
hat war dass alle Werks-Husqvarna's mit normalen Hebeln ausgestattet waren
und auf klappbare Hebeln, wie sie z.B. der Hersteller Zap anbietet, verzichten.
Ich muss gestehen, ich wäre
die Bikes gerne auch auf hartem Untergrund gefahren und hätte die
Fahrwerke gerne auf richtig kantigen Löchern kennen gelernt.Der Sand
in Valkenswaard war auch aufgrund des vorangegangenen Regens sehr tief.
Man ist mit den Bikes also eher durch den Sand geschwebt und hat das Fahrwerk
nicht so am Limit bewegen können. Dennoch wird einem natürlich
beim ersten Sprung oder Anbremsen klar dass dies Fahrwerke sind in denen
endlos viel Zeit und Geld investiert wurde. Was in diesen WM-Bikes verbaut
wurde ist High-Tech und wird für uns Normalsterbliche kaum erschwinglich
sein.
Von allen Bikes hat mir Tonkov's
250er am Besten gefallen. Aber auch die ultrastarke 450er von Waters war
ein Genuss zu fahren. Über die PS-Anzahl hüllen sich die Hersteller
ja immer in Schweigen aber 10 PS mehr als Serie sind in Waters 450er gefühlt
sicher drinnen. Diese Werksteile die im Motorenbereich verbaut sind, sind
für Hobby-Fahrer nicht erschwinglich. Pankl baut z.B. teilweise exklusiv
für Motorsport Teams Teile. D.h. nicht mal um viel Geld könnte
man diese kaufen da diese Einzelanfertigungen sind und man das Know How
an andere Teams nicht weitergeben darf, geschweige denn über den Handel
verkaufen. Der Aufwand welcher in der WM betrieben wird, das ganze Drumherum
mit den riesigen Teamniederlassungen usw. zeugt von grosser Professionalität.
Es ist eine andere Welt, aber ok, ist natürlich auch die WM. Nächstes
Jahr wird Max Nagl auf Husqvarna angreifen, wie es ihm ergeht, mal schauen,
exquisites Material hat er jedenfalls zur Verfügung ;-)
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