2014er 250er und 350er Husqvarna Test 
Text & Fotos: Andy Radolf 
Rider: Philipp Buchegger 
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"Wo ich bin? Ich bin auf dem Weg nach Mattighofen, ich bringe 2 Husqvarna's zurück ..."
Am anderen Ende des Handy's wird es still ... dann ertönt:"Wieso fährst du dazu nach Mattighofen?!?! Da ist ja KTM daheim ..."

Naja, wie soll man das Jemanden erklären der zwar bis vor wenigen Jahren noch voll in der MX-Szene integriert war, aber seitdem wie abgeschottet von der Offroad-Welt auf einer motorsportfernen Insel lebt ;-) 

Der Kauf von Stefan Pierer muss jedenfalls ein Schnäppchen gewesen sein da er gegenüber der Tageszeitung Presse angegeben hat "Der Pierer hat noch nie etwas teuer gekauft". Und der Verkäufer, BMW, war ja eigentlich nie ganz glücklich mit der Offroad-Welt im Zweiradbereich. Die Bayern haben es irgendwie nie verstanden was uns Offroadern soviel Spass dabei macht wenn uns die Dreckpatz'n vom Vordermann um die Ohren fliegen. Aber ok, sind halt wahrscheinlich im Stadtkindergarten aufgewachsen und haben sich von ihren Mami's aus beim Spielen nie schmutzig machen dürfen ;-)

Erste Husqvarna wurde 1903 gebaut
Schon 1903 wurde ein Husqvarna Fahrrad mit einem 1,5 PS starken Einzylindermotor versehen. Husqvarna ist somit eine der ältesten Motorradmarken der Welt. Schon 1916 betrieb Husqvarna Motorsport. Da könnte man in 2 Jahren ja fast schon was zu feiern haben, nämlich 100 Jahre Motorsport bei Husqvarna. Verrückt, was? Der Deal dass Husqvarna von KTM gekauft wurde ging 2013 derart überraschend über die Bühne dass die 2014er Husqvarna's natürlich stark an die KTM's angelehnt wurden, durch die 
weissen Plastix aber alleine schon einen total anderen Flair vermitteln. Viele Offroad-Fans waren total paff als die einst sehr ehrwürdige Marke mit einem derartigen Paukenschlag in das Offroad-Segment zurück kehrte.

Wir bekamen vor Kurzem 2 Stück dieser edlen Geräte in die Hände, nämlich die FC 250 und die FC 350. Was bei Husqvarna schon im ersten Modelljahr auffällt ist eine ähnlich umfangreiche Modellpalette wie sie auch KTM hat. Insgesamt 7 Enduro's und 5 
MX-Bikes stehen den Offroad-Fans zur Auswahl. Wer da nicht die Richtige findet ist quasi selber schuld.

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Wir scheuchten die beiden 4-Takt Crosser auf der MX-Strecke in Strallegg über die vom Regen durchnässte steirische Erde und wollen euch hier ein wenig unsere Eindrücke schildern. 

FC 250 und FC 350

Unser erster Eindruck
Der erste Eindruck der Mattighofener Husqvarna's ist kurz gesagt einfach nur schön. Die weissen Plastix, das Design etc... sie unterscheiden sich alleine dadurch schon von den japanischen Herstellern. 

Die Handguards am Lenker sind ein Feature welches serienmässig inkludiert ist und unser Testfahrer Philipp Buchegger sofort zu schätzen wusste. Die 250er und 350er unterscheiden sich optisch natürlich kaum, auch technisch sind sie 
bis auf den zusätzlichen Hubraum sehr ähnlich. Die 350er hat serienmässig beim vorderen Ritzel einen Zahn mehr (14 statt 13 wie bei der 250er) und auch deutlich mehr Bums. Die 250er hat ein etwas grösseres Verdichtungsverhältnis. Aber kommen wir zum Test. Unser Testrider Philipp Buchegger nahm sich die beiden Husky's auf der Wagenranch vor ...
 

Philipp:"Der Boden in Birkfeld war aufgrund des vorangegangenen Regens beim Test sehr tief. Diese Bedingungen waren aber andererseits auch ideal um die Motorcharakteristik sehr gut rausfiltern zu können. Man merkt natürlich schon in der ersten Runde 
dass der Motor aus dem Hause KTM kommt, das ist nicht zu verleugnen. 

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Die Motorcharakteristik der 250er ist sehr aggressiv, man kann sie aber vom Mapping her auch sanfter gestalten. Man merkt aber sofort dass man einen sehr starken Motor in der 250er Husky, wie sie auch die 250er KTM hat, drinnen hat. Sobald man vom unteren Drehzahlbereich in den mittleren Bereich kommt merkt man dass der Motor schön anzieht und mächtig Spass macht. Der Motor dreht dann auch sehr freudig nach oben raus. Laut Angabe von Husqvarna sogar auf eine Drehzahl von bis zu 14.000 Touren, das ist schon gewaltig für eine Einzylinder-4-Takt. Die 350er hat ebenfalls mehr als ausreichend Punch, kommt aber von unten raus natürlich nicht ganz an eine 450er ran.

Beide Bikes sind extrem handlich. Die ganze Mechanik, Gas, Bremse, Kupplung usw. funktioniert super. Speziell die hydraulische Kupplung begeistert mich sehr. Wenn man die mal gewohnt ist, möchte man sie nicht mehr missen. 

Das Fahrwerk speziell der 250er war am Anfang als wir sie übernommen haben im Gegensatz zur 350er etwas bockig. Da ist es notwendig sich etwas Zeit zu nehmen um das Fahrwerk auf seine Bedürfnisse einzustellen. Während man bei den Japanern in diesem Bereich vielleicht etwas schneller ans Ziel kommt erfordert das WP-Fahrwerk doch etwas mehr Zeitaufwand um es ideal für sich abzustimmen. Aber an diesem Umstand sollte eine Kaufentscheidung nicht scheitern.

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Was mir sofort aufgefallen ist, gegenüber z.B. der 2014er 250er Kawasaki, dass das Getriebe sehr kurz und knackig zu schalten ist. Der Ganghebel ist auch extrem nahe am Motor plaziert, dieser steht bei der Kawasaki etwas weiter weg und ist somit etwas komfortabler angelegt. Sportlicher hingegen ist er bei der Husky montiert was aber andererseits auch den Vorteil hat dass er in engen tiefen Rillen nicht so leicht streift, man auch gezwungen wird die Beine etwas enger am Tank zu halten. Die Gänge lassen sich auch extrem knackig schalten. Deshalb kommt man aber auch nicht darum herum, speziell in höheren Drehzahlen, die Kupplung beim Höherschalten etwas zu streicheln.

Was mir sehr gut gefällt ist dass serienmässig ein Handschutz montiert ist. Der E-Starter, den beide Bikes besitzen, ist ein Traum, den möchte man sich nicht mehr wegdenken sobald man sich mal daran gewöhnt hat. Der Lenker ist auch sehr gut, hat mir auf Anhieb gepasst.  Vielleicht für so manchen Fahrer ein wenig breit aber für meinen Fahrstil ideal. Das Bike ist extrem schlank dazu im Vergleich. Die Bremsen lassen sich sehr gut dosieren, ziehen aber dennoch äusserst kräftig an wenn man sie mal richtig braucht. 
Das Gas lässt sich bei beiden Bikes sehr gut dosieren. Wenn man der 250er etwas mit der Kupplung hilft hat sie einen extrem durchzugstarken Drehmomentverlauf. Speziell auf so einem tiefen Boden wie in Birkfeld heute war das ein Vorteil gegenüber von manch anderer 250er anderer Hersteller. In der Luft liegen sie beide sehr gut, sehr ausgewogen und man kann mit dem Gas gut das Bike stabilisieren."
 

Fazit
Philipp:"Die 250er Husky macht wie die KTM einen sehr handlichen Eindruck. Die 350er ist eine fast exakte 1:1 Kopie der 250er ausser dem Motor. Ausser bei Kurveneingängen, da reagiert die 350er aufgrund der stärkeren Motorbremse eher wie eine 450er wenn man sie in die Anlieger dirigiert, fährt sich die 350er gleich wendig wie die 250er. Wer aber wirklich Punch sucht wird an einer 450er dennoch nicht vorbei kommen. Wer sich den Umstieg auf das grosse Kaliber aber noch nicht zutraut oder von Haus aus ein Fan von handlichen 
Bikes ist wird mit der 350er sicher zufrieden sein." 
 
 
 
Technische Daten FC 250

Motor
Art  Einzylinder 4-Takt 
Bohrung  78 mm 
Hub  52.3 mm 
Hubraum  249 ccm 
Verdichtung  13.9 : 1 
Starter  Elektrostarter 
Kühlung  Flüssigkeitskühlung 
Zündung  Keihin EMS 
Kraftstoffaufbereitung  Keihin EFI, Drosselkörper 44 mm 
Kupplung  CSS-Mehrscheibenkupplung mit Ölbad, Brembo Hydraulik 
Sekundärübersetzung  13:50 

Fahrwerk
Gabel  WP-USD, Closed Cartridge, Ø 48 mm 
Federweg der Gabel  300 mm 
Federbein  WP Federbein mit Umlenkung 
Federweg des Federbeins  317 mm 
Bremse vorne  Scheibenbremse Ø 260 mm 
Bremse hinten  Scheibenbremse Ø 220 mm 
Felge vorne  1,60 x 21" DID 
Reifen vorne  80/100-21" 
Felge hinten  2,15 x 19" DID 
Reifen hinten  100/90-19 
Radstand  1495 mm 
Sitzhöhe  992 mm 
Bodenfreiheit  379 mm 
Trockengewicht  105 kg 
Tankinhalt  7.5 Liter

Technische Daten FC 350

Motor
Art  Einzylinder 4-Takt 
Bohrung  88 mm 
Hub  57.5 mm 
Hubraum  349 ccm 
Verdichtung  13.5 : 1 
Starter  Elektrostarter 
Kühlung  Flüssigkeitskühlung 
Zündung  Keihin EMS 
Kraftstoffaufbereitung  Keihin EFI, Drosselkörper 44 mm 
Kupplung  CSS-Mehrscheibenkupplung im Ölbad, Brembo Hydraulik 
Sekundärübersetzung  14:50 

Fahrwerk
Gabel  WP-USD, Closed Cartridge, Ø 48 mm 
Federweg der Gabel  300 mm 
Federbein  WP Federbein mit Umlenkung 
Federweg des Federbeins  317 mm 
Bremse vorne  Scheinbenbremse Ø 260 mm 
Bremse hinten  Scheibenbremse Ø 220 mm 
Felge vorne  1,60 x 21" DID 
Reifen vorne  80/100-21" 
Felge hinten  2,15 x 19" DID 
Reifen hinten  100/90-19" 
Radstand  1495 mm 
Sitzhöhe  992 mm 
Bodenfreiheit  375 mm 
Trockengewicht  106 kg 
Tankinhalt  7.5 Liter

 

Link zu weiteren Infos auf www.husqvarna-motorcycles.com

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