Text:
Andy Radolf
Rider:
Philipp Buchegger
Fotos:
Redeye
Kaum
zurück von Italien vom Yamaha Test ging es für Philipp schon
weiter nach Deutschland, nähe Frankfurt, auf die MX-Strecke in Bauschheim
wo die neuen 2014er Kawasaki's der europäischen Presse vorgestellt
wurden. Die grünen Bikes haben sich die letzten Jahre durch Ryan Villopoto's
Erfolge in den Mittelpunkt der MX-Welt katapultiert. Aber Kawasaki war
schon immer eine verdammt gute Marke im MX-Bereich welche in den USA auch
immer sehr frühzeitig auf den Nachwuchs setzten. Villopoto, Stewart,
Carmichael sind nur einige der Helden welche bei Kawasaki gross geworden
sind. Das wurden was sie nachher waren, absolute Spitzenfahrer die zu den
besten Crossern der Welt zählten bzw. noch immer zählen. Kawasaki
feiert heuer das 40-jährige Jubiläum ihrer KX-Serie und wollte
sich deshalb nicht lumpen lassen um den Hobby-Motocrossern Spitzenqualität
in Serienfertigung anzubieten. Ausserdem wurde mit der neuen KX 85 eine
regelrechte High-Tech Rakete auf die Kids losgelassen.
Philipp:"Wir flogen
von Wien nach Frankfurt und ich war bei Ankunft fast schockiert. Was sich
am Flughafen Frankfurt abspielt ist ein Wahnsinn. Die Boeing's und Airbusse
schwirren über Frankfurt herum wie die Gelsen über einen Fischteich.
Aber kein Wunder, ist Frankfurt ja doch der 11.grösste Flughafen der
Welt. Unser Hotel lag nur eine Viertelstunde vom Flughafen entfernt, die
MX-Strecke in Bauschheim dann nochmals ca. eine Viertelstunde vom Hotel.
Am Abend wurde uns im Hotel die neuen 2014er Modelle präsentiert und
ausführlich vorgestellt. Neben der 250er und 450er wurde auch die
nagelneue 85er, welche 2014 komplett erneuert wurden, dementsprechend in
den Mittelpunkt gerückt. So hat die 85er nun sagenhafte 20% mehr Leistung,
einen komplett neuen Rahmen, neues Fahrwerk und vieles mehr. Für die
Kids ein echter Hit, fast schon ein Must Have für den Nachwuchs sozusagen.
Das viele Grün
in Bauschheim erinnert einem an Birkfeld ...
Am
Morgen des nächsten Tages ging es dann zum MX-Streckengelände
nach Bauschheim. Eine wunderschön angelegte Strecke inmitten von viel
grünem Gebüsch auf der auch Läufe zur deutschen Meisterschaft
ausgetragen werden. Es standen uns diesmal 6 Turns zu je 20 Minuten zur
Verfügung. 4 Turns mit der 250er und 2 Turns mit der 450er. Die Journalistenschar
kam wieder aus ganz Europa angereist. Schweden, Spanier, Italienier...
sogar Iren, mit einem R, waren dabei ;-) Vor Ort waren auch 2 Techniker
von Showa und Kayaba anwesend an die man sich wenden konnte. Bezüglich
der Fahrwerk-Einstellungen konnte man von Beginn an frei wählen."
Aber kommen wir
zum Test ...
Erster Eindruck
KX250F
Yeeep, die 250er
macht echt eine Menge Spass ...
Philipp:"Als erstes
schnappte ich mir die 250er für 2 Turns. Der erste Eindruck von der
250er auf mich war typisch Kawasaki. Komplett unkompliziert. Man setzt
sich rauf und es passt so gut wie alles perfekt zusammen. Beim ersten Turn
war mir das Fahrwerk noch etwas zu weich, beim zweiten Turn mit etwas härterer
Einstellung lag die kleine Grüne dann aber perfekt auf der ziemlich
harten Strecke. Die Showa SFF Gabel vom Typ 2 (umgekehrtes Verbindungselement)
arbeitete danach perfekt. Bei dieser Gabel wurde im 2014er Modell spezielles
Augenmerk auf einen progressiven Charakter gelegt was das Durchschlagen
der Gabel selbst bei Grenzbedingungen wie z.b. dem Springen bis ins Flache
verhindern soll. Und tatsächlich, man muss sich schon sehr anstrengen
um das Fahrwerk in solche Grenzbereich zu bringen. Ich selbst schaffte
es ehrlich gesagt nicht was mich sehr beeindruckte. Der neue Rahmen und
Motoraufhängung der 250er bringt auch um einiges mehr Grip auf das
Vorderrad als noch beim Vorgänger-Modell.
Beim Motor beeindruckte mich
wie im Vorjahr schon der extrem schöne Drehzahlbereich und die Kraft
welche man aus so einem kleinen Motor rausholen kann. Das Drehzahlband
lässt bei der 250er auch nach oben raus kaum nach. Ich persönlich
würde mir nicht mal einen anderen Tuning-Auspuff raufkaufen. Die Leistung
des Seriendämpfer's ist auch bei der 250er vollkommen ausreichend
und perfekt mit dem Motor abgestimmt. Die Kawasaki KX250F hat auch als
erstes Serienbike doppelte Einspritzdüsen verbaut welche auch noch
das letzte Pferdchen aus den 250 ccm3 rausquetschen. In Verbindung mit
dem Bridged Box Kolben welcher ja von den Werksmaschinen abstammt bietet
der 250er Motor also High-Tech vom Feinsten was man natürlich auch
beim Beschleunigen merkt. Der Motor läuft auch irrsinnig sauber. Vorbei
die Zeiten als 4-Takter tuckerten und brabbelten ;-)
Tolle Auf- und Abfahrten,
mit der 2014er Kawa echt ein Hit ...
.
Was bei der 250er auch neu ist,
ist die Launch Control welche die 450er schon im Vorjahr hatte. Diese hat
nun auch die 250er. Für Strecken mit hartem Untergrund wie z.B. in
Parndorf oder bei einer durch Regen aufgeweichter Strecke hat diese Starthilfe
(Traktionskontrolle beim Start) sicher auch bei einer 250er Sinn. Bei der
450er sowieso, die hat Kraft im Überfluss. Die 250er geht mit der
Launch Control spürbar ruhiger vom Start weg und lässt das Hinterrad
nicht durchdrehen bzw. ausbrechen. Die 250er ist ein sehr agiles und wendiges
Bike, fällt mehr oder weniger fast von selbst in die Kurven rein.
Bezüglich der Bremsleistung beider Bikes hat man seitens Kawasaki
die letzten Jahre auch sehr viel getan. Als Lenker ist serienmässig
ein Renthal verbaut der einem sofort wie angewachsen in den Händen
liegt. Im Gegensatz zur 450er sind die Fussrasten nicht verstellbar was
ein wenig schade ist. Die 250er wird serienmässig mit Dunlop Reifen
ausgeliefert."
Die 250er liegt sehr
neutral in der Luft, die Gabel vorne ist unmöglich zum Durchschlagen
zu bringen ...
Erster
Eindruck KX450F
Philipp:"Die 250er
ist ein hochtechnologisches Bike welches den meisten Hobby-Crosser für
die eher kleinen österreichischen MX-Strecken sicher mehr als genügt.
Allerdings hat mich die 450er fast noch ein wenig mehr beeindruckt. Das
Fahrwerk der 450er ist serienmässig schon sehr straff ausgelegt was
meinem Fahrstil sehr zugute kommt. Man hat das Gefühl dass man die
Luftgabel von Kayaba auch sofort merklich spürt. Ich kann das nicht
erklären aber die Art und Weise wie feinfühlig, geschmeidig und
sehr präzise die Kayaba PSF-Gabel vorne reagiert ist sicher einzigartig
gegenüber anderen Bikes mit anderen Gabeln. Laut Kawasaki gab es nach
der Einführung der Luftgabel bei der 450er im Vorjahr auch nur positive
Resonanz. Kein einziges negatives Feedback, selbst nicht von Hobby-Crossern.
Allein dies macht die 450er KXF einzigartig unter den Serien-MX-Bikes.
Die Art und Weise wie die Kayaba Luftgabel Bremswellen und tiefe Löcher
wegsteckt muss man erlebt haben. Durch das Wegfallen der Federn, die Kayaba
PSF-Gabel arbeitet ja mit Druckluft, erspart man sich auch bis zu 750 Gramm
im vorderen Bereich des Motorrades. Auch der Einstellbereich ist grösser
und an der Strecke unkomplizierter möglich als mit den herkömmlichen
Gabeln. Eine Luftpumpe mit Manometer genügt um auch grössere
Änderungen in kurzer Zeit vorzunehmen.
Mächtig viel
Bumms im 450er Murl ...
.
Der kräftige 450er Murl
hat wie auch die 250er ein sehr schönes Drehzahlband. Allerdings halt
nur mit viel mehr Bumms sobald dieser in die höheren Drehzahlen kommt.
Auch dieser Motor weist einen von den Werksmaschinen abgeleiteten Bridged
Box Kolben auf. Während man bei der 250er eher das Starke der 3 Mappings
fahren wird, ist mir persönlich das Sanftere der 3 Mappings bei der
450er lieber. Die Motorleistung entfaltet sich dadurch von unten raus deutlich
sanfter was beim Beschleunigen aus Kurven auf hartem Untergrund sehr vorteilhaft
ist, hat aber dennoch nach oben raus die volle Leistung. Sitzposition,
das sehr schlanke Design usw. sind identisch mit der 250er. Der Motor lässt
sich auch super ankicken, ist jedes Mal beim ersten Kick sofort am Laufen."
Was
beide Bikes miteinander verbindet ...
Philipp:"Beide Motorräder
sind wie die Vorgängermodelle sehr schlank. Beide Bikes fallen mehr
oder weniger von selbst in die Kurven rein. Sind sehr kompakt, agil und
wendig. Die Bremsen beider Bikes sind super dosierbar. Vor 2-3 Jahren schwächelten
beide Modelle noch etwas bei der Bremsleistung gegenüber anderer Hersteller.
Hier hat Kawasaki nun extrem aufgeholt, man könnte sagen sogar die
Führung übernommen. Serienmässig sind Renthal Lenker verbaut
die sofort super in den Händen liegen. Bei der 250er sind die Fussrasten
noch nicht verstellbar, bei der 450er schon. Die 250er ist mit Dunlop serienmässig
bereift, die 450er wird mit Bridgestone-Reifen ausgeliefert. Beide Bikes
sind vom Design her komplett identisch. Man muss schon auf die Details
achten um sie zu unterscheiden können."
Fazit
Philipp:"Den letzten
Turn in Bauschheim bin ich mit der 450er gefahren. Obwohl ich schon müde
war und es eigentlich eine 250er Strecke ist kam ich mit der 450er fast
besser damit zurecht. Man braucht bei entsprechender Fahrweise etwas weniger
Kraft mit der grossen 450er als mit der kleinen 250er, muss nicht so oft
schalten oder körperintensiv fahren als mit der kleinen Grünen.
Klar, ihr werdet euch jetzt denken der Philipp kommt schön langsam
in das schaltfaule Alter, möchte nur mehr mit 2 Gängen um die
Strecke cruisen, aber so ist es nicht. Ehrlich gesagt, der ausschlaggebende
Punkt wieso ich mich für die 450er entscheiden würde wäre
auch die
Kayaba Luftgabel. Kayaba hat mit dieser Luftgabel einen Trumpf in der Hand
welcher anderen Bikes fehlt. Und das grüne Biest wird mit dem sanften
Mapping auch für Hobbyfahrer fahrbar. Der Einsteiger oder ambitionierte
Crosser wird eher der 250er den Vorzug geben, der erfahrenere Crosser wird
beim Betreten des Geschäftes beim Kawasaki-Händlers eher auf
die 450er schielen.
Beide Bikes bewegen sich
jedenfalls auf oberstem Niveau innerhalb der MX-Szene und die günstigen
Verkaufspreise gegenüber mancher Konkurrenz machen die Kawa's mehr
als attraktiv.
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