Vorstellung der GasGas 300 Cross Country

Die Ducati unter den Enduro's

So wie die Marke Ducati unter der Masse japanischer Bikes hervorsticht so sticht die GasGas unter den Enduro's heraus. Die Erfahrung welche sich der spanische Hersteller seit der Entwicklung des ersten Trialmotorrades im Jahre 1985 aufgebaut hat ist riesig. GasGas hat schon so manchem Fahrer zum WM-Titel verholfen und die Neuverpflichtung von Dougie Lampkin für die heurige Enduro- und Trial-Saison ist ein weiterer positiver Meilenstein für diese Marke. 

Der Hersteller nähe Barcelona nutzt seine enorme Trial-Erfahrung auch seit vielen Jahren sehr konsequent für den Bereich Enduro. Chris Pfeifer hat es vor einigen Jahren bewiesen was diese Motorräder leisten können als er am Erzberg sämtliche dort teilnehmenden Enduro-Weltmeister hinter sich gelassen hat. Und das obwohl er, wie er damals sagte, nur mit seiner Familie ein wenig Urlaub machen wollte und an diesem Rennen so nebenbei als Privatfahrer teilgenommen hat. Jaja, Chris Pfeiffer, Drachentöter der orangen Armada im steirischen Gebirge ... Wir glauben Kari Tiainen hat heute noch Alpträume von diesem Tag :-)

Aber kommen wir zurück ins Jahr 2011. Wir bekamen Ende vorigen Jahres von BLM die Gelegenheit solch eine 300er Cross Country GasGas zu testen. Andy Radolf hat es aufgrund des Nieselregens und eines rutschenden Vorderrades übrigens beim Auflegen (Jacques:"Er hat ja auf den Hänger aufi-fahren müssen!") fast aufgezwiebelt. Es wäre sicher der kürzeste Test in der Geschichte von supercross.at gewesen wenn er da mit dem Kinn auf der Ladekante aufgeschlagen hätte. Das Ganze noch dazu direkt vor der riesigen Glas-Auslage von BLM, sie hätten ihm ein Denkmal gesetzt. 

Aufgrund der zu erwartenden lebenslangen Haftstrafe in Österreich beim Endurofahren von Motorrädern im freien Gelände (die Grünen sind ja Taufpaten eines jeden Regenwurms) entschlossen wir uns auch besser die GasGas auf einem Gelände im Ausland frei laufen zu lassen. In der Steiermark sind wir dann später auch noch mal kurz durchs Gehölz gefahren, das war aber nicht so angenehm. Wir waren schwer illegal unterwegs und haben uns dann auch noch verfahren. Auf Waldarbeiter zu treffen war dann nicht gerade das Angenehmste mit dem Werkzeug was die alles bei sich hatten ... Andy Radolf hat einen absoluten Weltrekord im 180 Grad Umdrehen mit einer GasGas aufgestellt der sicher unter einer Zehntelsekunde lag als diese plötzlich mit Motorsägen vor ihm auftauchten. Jacques der ihm als Nachfolgender nach dem Umdrehen direkt in die Augen gesehen hat:"Radi hatte einen ärgeren Gesichtsausdruck als die Fiffi bei dem Hitchcock-Film Psycho kurz bevor sie von Anthony Perkins in der Dusche abgemurkst wurde." Naja, aber immer noch besser als auf diese Gruppe im nachfolgenden verlinkten Foto zu treffen, da hätte er sicher einen Herzinfarkt bekommen. Ist nicht ganz jugendfrei das Bild, darum hier der Link für Über-18-Jährige (unter 18-Jährige und Menschen mit Herzfehler dürfen diesen Link nicht anklicken): Waldarbeiter ohne Schutzkleidung

Übrigens, es gibt jetzt auch Schnauzbart-Wärmer in Kombination mit einer Haube für den Winter für Waldarbeiter, damit der Schnauzbart nicht frieren muss wenn der Waldarbeiter den ganzen Tag in der Kälte Bäume umsagelt: - hier klicken

Aber wir schweifen schon wieder ab, kommen wir zur GasGas zurück...

Erster Eindruck
2 Sachen fallen Einem beim Betrachten der GasGas und dem ersten Aufsitzen sofort auf. Das Erste ist die wunderschöne Verarbeitung des gesamten Motorrades. Wie auch die Ducati oder Aprilia hat die GasGas wunderschöne Formen und Detaillösungen wo das Auge zwangsläufig daran hängen bleibt (anders als bei den obigen Nackt-Waldarbeitern). Egal wo  man hinschaut, ob dies die schwarze Schwinge, der Rahmen, die Felgen oder das Design der Plastix sind. GasGas hebt sich hier von der Konkurrenz ab und man könnte sagen man ist versucht schon alleine für das Auge eine GasGas zu kaufen. 

Man sitzt wie auf einer "echten" Enduro
Das Zweite was einem dann beim Aufsitzen sofort auffällt ist die speziell zum Endurofahren abgestimmte Sitzposition. Es erinnert einem an die Enduro's Anfang der 90er Jahre wo mancher Hersteller noch so gebaut hat dass man im Motorrad drinnen sitzt und den Lenker vor sich hat. Im Laufe der Zeit haben sich die meisten Hersteller von Enduro's doch immer mehr an den MX-Bikes orientiert. Man sitzt mittlerweile auf den meisten Enduro's auf dem Bike drauf und hat den Lenker ziemlich weit unten. Wie es eben Motocrosser gerne haben. Beim Raufsitzen auf die GasGas wird einem hingegen sofort klar dass hier ein ermüdungsfreies Fahren selbst über Stunden hinweg möglich ist und diese Sitzposition speziell in trialmässigen Abschnitten sicher einen gewaltigen Vorteil haben wird. Fährt man hauptsächlich mit seiner Enduro auf MX-Strecken würden wir deshalb eher den MX-angelehnten Enduro's den Vorzug geben. Bewegt man sich hingegen zum Grossteil in schwierigem Gelände hat die GasGas schon von der Konzeption her ganz klar einen Vorteil . 

Kaum Ermüdungserscheinungen bei längeren Fahrten
Letztlich war es dann auch so dass wir sage und schreibe 4 Stunden mit nur 2 kurzen 10-minütigen Pausen im ungarischen Enduro-Himmel unterwegs waren und auf der GasGas kaum Müdigkeit verspürten. was die GasGas besonders mag sind enge winklige Abschnitte. Egal ob es dabei um kurze Abfahrten mit anschliessendem 90 Grad Turn geht oder dem Fahren durch dichtes Gehölz im Schritttempo. Man hat das Gefühl man kommt mit dem Bike durch die engsten Stellen, das Handling und das Ausbalancieren auf dem Bike von schwierigen Abschnitten ist ein Genuss. 

Wolfi Leitner hat uns auch beim Abholen des Bikes ganz klar erkärt:"Die GasGas ist keine Motocross sondern speziell für ..." Er hatte überall recht ;-) Während Enduros anderer Marken sich eher auf MX-Strecken wohl fühlen ist die GasGas ganz klar für schwierigstes Gelände konzipiert und dies bewältigt sie dann natürlich auch mit dementsprechendem Erfolg.

Motor
Der 300er 2-Takt Motor schnurlt richtiggehend dahin. GasGas hat den 300er Motor wie schon die letzten Jahre eher zahm gemacht was aber im technisch anspruchsvollen Gelände sicher kein Nachteil ist. Man muss beim "richtigen" Endurofahren eben keinen Holeshot gewinnen. Enduro-Rennen sind Langstrecken Rennen wo die Entscheidungen immer auf den Schlüsselpassagen fallen welche man mit Gleichgewichtsgefühl im ersten Gang bewältigt und nicht mit der 5.ten im Drift. Der 300er Murl schnurlt fast 250er 4-Takt mässig über Baumstämme und Felsblöcke hinweg während er bei steilen Auffahrten dann bei höherer Drehzahl natürlich auch dementsprechend Dampf ablassen kann. Auch auf den schnellen Passagen im letzten Gang auf Schotterstrassen ist es eine Freude den Motor mal rausdrehen zu lassen. Hat man sich an den 300er Murl mal gewöhnt fällt es einem auch schwer eine 250er in die Kaufüberlegungen noch einzubeziehen. Der noch nicht so geübte Endurist wird von der zahmen Motorentwicklung profitieren, der erfahrenere möchte die Möglichkeit haben den Punch oben rauszulassen und dafür ist dieser 300er Motor einfach ideal um beide Bereiche abzudecken.

Man kann den Motor auch mit 2 Mappings fahren, der dafür am Spoiler angebrachte Kippschalter macht diese Umschaltung schnell möglich. Leider ist er aber dort am Kühlerspoiler ein wenig unglücklioch angebracht. Den Kippschalter beim Fahren nicht mit dem Knie zu berühren und so auf SOFT umzuschalten ist fast nicht möglich. Hier sollte man sich überlegen den Kippschalter am Lenker zu platzieren oder einfach nur umzudrehen. Dass man also, wenn man diesen schon unabsichtlich anstösst, dann wenigstens auf den aggressiveren Modus schaltet anstatt auf SOFT.

Was beim 300er Motor noch zu sagen ist, ist dass dieser extrem fahrbar konzipiert wurde. Kein Reissen beim Beschleunigen oder Ruckeln bei niedriger Drehzahl. Es fühlt sich sogar so an wie eine Art Traktionskontrolle bei einem Strassenbike welche die Drehzahl regelt bevor in dem Bike zuviel Unruhe reinkommt. Das Hinterrad der GasGas ist aufgrund dieser Motorcharakteristik sehr kontrollierbar und man kann Drifts sehr gut unter Kontrolle halten. Dasselbe beim Drüberhoppeln von Baumstämmen oder Felsblöcken. Hier merkt man die grosse Erfahrung im Trial-Bereich welcher der Hersteller in diese Enduro einfliessen hat lassen. Der Motor setzt sehr sanft ein und man läuft nicht Gefahr dass das Hinterrad am Baumstamm durchdreht nachdem das Vorderrad bereits drüber ist. Man lässt das Bike auf schwierigen Passagen quasi rollen und kann sich voll aufs Ausbalancieren konzentrieren. 

Eine echte Enduro durch und durch
Alles andere wie Handling, Bremsen, Federung usw. ist ebenfalls zu 110% aufs Endurofahren abgestimmt und vermittelt einen sehr guten Eindruck. Der Rahmen mit B-Profil stammt übrigens aus dem Trialsport und wird von GasGAs als Microfion-Rahmen bezeichnet. Ein Verbund aus Guss- und Profilteilen. Der Motorschutz ist serienmässig. Als Fazit bleibt zu sagen dass man mit der GasGas sicher MX fahren kann, es auch Spass machen wird. Diese aber alleine schon aufgrund des weichen Fahrwerks von Cross-Bikes leicht erlegt werden wird. Im Gelände jedoch haben die GasGas Modelle sicher die Nase vorn. Welcher Einsatzbereich euch wichtiger ist bleibt euch überlassen. Wer mal eine GasGas im schweren Gelände gefahren ist wird jedenfalls zukünftig jede andere Enduro daran messen. 

Die GasGas EC gibt es mit 125, 200, 250 und 300 Kubik. Welche euch am besten zusagt, die Berggams mit 125 oder das Power-Paket mit 300 ccm3 muss jeder für sich selbst entscheiden. Die 125er bringt sagenhafte 94 kg auf die Waage, die 300er 102 kg. Auf jeden Fall werdet ihr von dem Motorrad aber sicher nicht enttäuscht sein.

Wir baten beim Zurückbringen des Bikes auch Wolfgang Leiter (BLM) um eine kurze Stellungnahme zu dem Motorrad
Wolfgang Leitner:"Die Firma BLM ist seit 1994 GasGas Importeur. Die Motoren werden selbst entwickelt, ausgenommen der 250er 4-Takter welche einen Motor von Yamaha drinnen hat. GasGas ist aber derzeit gerade mit der Entwicklung eines eigenen 4-Takts Motors beschäftigt. Es wird dann wahrscheinlich auch eine 350er 4-Takt Version der GasGas geben. Ivan Cervantes arbeitet als Test- aber auch als Werksfahrer massgeblich daran mit. Da wird also in diesem Bereich in Zukunft sicher etwas Tolles kommen. Die Cross Country Version unterscheidet sich von der normalen EC nur dass sie bereits für den Wettbewerb fertig ausgeliefert wird. Also ohne Blinker, ohne Tacho, mit Racing-Lichtschalter sowie einem Öhlins-Federbein hinten und einer 45er Marzocchi Gabel vorne. Ebenfalls ist ein FMF Auspuff montiert. Den Homologations-Kit bekommt der Käufe mit. Mit diesem Kit könnte der Käufe die GasGas auch für den Strassenverkehr anmelden. 

Der Motor der GasGas kommt aus dem Trialsport, auch die Fahrwerkabstimmung ist sehr weich. Dies ist natürlich für den echten Endurofahrer ideal. Durch die beiden Mappings kann man den Motor auch ideal auf die jeweiligen Bedingungen abstimmen. Bei rutschigen Bedingungen ist der Soft-Modus ideal, ansonsten oder wenn man Punch braucht der Hard-Modus. Sie ist sehr wendig, eine echte Hardenduro für trialmässiges Gelände. Mit dem 9,5 Liter Tank kommt man auch sehr weit. Sie hat in Tests sogar etwas weniger gebraucht als eine 450er 4-Takt Enduoro eines anderen Herstellers. Ein Hobby-Fahrer könnte einen 2 Stunden langen ACC Lauf also durchaus damit ohne Tankstopp durchfahren. Wenn jemand drauf sitzt der gewaltig schraubt, wie Werner Müller z.b., dann wäre aber natürlich ein 12-Liter Tank oder Tankstopp notwendig um über die Distanz durch zu kommen.Die KTM-Enduro's wurden ja vom Motocross-Sport abgeleitet, die GasGas hingegen vom Trialsport. Getestet werden können die GasGas Motorräder gerne jederzeit von Kunden bei jedem GasGas-Händler. Dazu einfach auf www.gasgas.at die Händler-Liste durchsehen wo der nächste Händler ansässig ist."

Die Preisliste von GasGas: - hier klicken

Mehr Infos über die GasGas Motorräder gibt es auch auf www.blm.at

Einige technische Daten der GasGas EC Modelle
6 Gänge
Hydraulisch betätigte Mehrscheibenkupplung im Ölbad 
Keihin 38 mm - Einlass über Membran Carburator / Vergaser
Chrom-Molybdän Rahmen mit B-Profilen 
Aluminium, progressive Umlenkung Swingarm / Schwinge
Marzocchi 45 mm Up-Side-Down Gabel (125-200)
Sachs 48 mm Up-Side-Down Gabek (250-300)
Hydraulisches Sachs Monofederbein
Tankinhalt 9,5 Liter
EC 125: 94 Kg - EC 200: 95 Kg - EC 250: 101 Kg - EC 300: 102 Kg Trockengewicht